Von
Papst Pius XII. verfaßt zur feierlichen Erklärung ihrer leiblichen
Aufnahme in den Himmel und von ihm persönlich zum erstenmal vorgebetet
am 1. November 1950 vor einer Million Pilger anläßlich der feierlichen
Dogmatisierung
Jungfrau, unbefleckt empfangen, Gottes und der Menschen Mutter:
Wir glauben mit der ganzen Glut unseres Herzens, daß du mit Leib und
Seele glorreich aufgenommen bist in den Himmel, wo dir die Chöre der
Engel und die Scharen der Seligen als ihrer Königin huldigen.
Wir vereinen uns mit ihnen im Lobpreis des Herrn, der dich über alle
Geschöpfe erhob, und huldigen dir mit ihnen in Verehrung und Liebe.
Wir wissen, daß dein Blick, der einst in zarter Mutterliebe auf der
demütigen und hienieden leidenden Menschengestalt Jesu ruhte, nun im
Himmel an der verklärten Menschheit der ungeschaffenen Weisheit sich
freut und daß die Freude deiner Seele in der Schau des dreieinen Gottes
dein Herz aufjubeln läßt in seligem Entzücken.
Und wir arme
Sünder, deren Leib den Aufschwung der Seele hemmt, wir flehen dich an:
Läutere unsere Sinne, daß wir es lernen, schon hienieden, inmitten der
Lockungen der Geschöpfe, Gott zu lieben und nur ihn allein!
Wir
vertrauen darauf, daß du voll Erbarmen niederschaust auf unsere Nöte
und unsere Ängste, auf unsere Kämpfe und unsere Schwächen; daß du dich
mit uns freust an unseren Freuden und an unseren Siegen und daß du die
Stimme Jesu hörst, die dir von einem jeden von uns, wie einst von seinem
geliebten Jünger, sagt: Sieh da dein Kind.
Und wir, die wir
dich als unsere Mutter anrufen, wir machen dich wie einst Johannes zur
Führerin, Kraft und Trösterin unseres irdischen Lebens.
Wir
glauben, daß deine Augen, die weinten über eine von Jesu Blut benetzte
Erde, sich auch heute noch auf unsere Welt richten, die voll ist von
Kriegen, Verfolgungen und Unterdrückungen der Gerechten und der
Schwachen.
Und wir erhoffen in dem Dunkel dieses Tales der
Tränen von deinem himmlischen Lichte und deinem milden Erbarmen Hilfe in
unseren Herzensnöten, in den Heimsuchungen der Kirche und unseres
Vaterlandes.
Wir glauben endlich, daß du in der ewigen
Herrlichkeit, umkleidet mit der Sonne und mit Sternen bekränzt, nach
Christus die Freude und die Wonne aller Engel und Heiligen bist.
Und wir Erdenpilger blicken in festem Glauben an die künftige
Auferstehung auf dich, unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung;
zieh uns in Liebe zu dir und zeige uns dereinst nach diesem Elend Jesus,
die gebenedeite Frucht deines Leibes, o gütige, o milde, o liebe
Jungfrau Maria.
Amen.