Erzdiakon, Märtyrer
* um 230(?) in Spanien(?)
+ 10. August 258 in Rom, Italien
Patron von Wuppertal, Nürnberg, Merseburg und Kulm; der Bibliothekare, Archivare, Köche, Bierbrauer, Wirte, Verwalter, Wäscherinnen, Büglerinnen, Konditoren, Glaser, Glasbrenner, der Feuerwehr; der Schüler und Studenten; gegen Augenleiden, Hexenschuss, Ischias, Fieber. Hauterkrankungen; gegen Feuersgefahren; gegen Qualen des Fegefeuers; für das Gedeihen der Weintrauben, der Weinberge; der Armen Seelen, gegen die Pest.
„Das Feuer, das in ihm brannte, half ihm, das äußere Feuer des Martyriums zu bestehen.“
Diese Worte von Papst Leo dem Großen, gesprochen zwei Jahrhunderte nach dem Tod von Laurentius, drücken aus, was die Größe dieses Märtyrers ausmachte: leidenschaftliche Liebe zu Jesus Christus bis in den Tod. Laurentius gehörte und gehört zu den meistverehrten Heiligen in aller Welt. In Rom folgt er gleich auf Petrus und Paulus, was die Stärke seiner Verehrung angeht. Außer der berühmten Basilika s. Lorenzo fuori le mura. Die um 330 über dem Grab des Märtyrers erbaut wurde, tragen in der Ewigen Stadt noch 30 weitere Kirchen den Namen von Laurentius, weltweit sind es viele tausend. Es gibt sogar eine griechische Übersetzung der Lebensgeschichte des heiligen Laurentius. Nachdem die Heerschar von Kaiser Otto I. am 10. August 955, dem Gedenktag von Laurentius, auf dem Lechfeld bei Augsburg die Ungarn besiegt hatte, verbreitete sich der Laurentius-Kult noch stärker.
Über die Herkunft von Laurentius, der in Deutschland auch Lorenz genannt wird, weiß man so gut wie nichts. Eine Überlieferung sagt, er sei aus Spanien nach Rom gekommen, wo er Erzdiakon von Papst Sixtus II. wurde. Der Papst war für den jungen Christen nicht nur sein Vorgesetzter, er war sein väterlicher Freund und vor allem Vorbild. Die weitere Überlieferung ist wahrscheinlich durch Legenden ausgeschmückt, entspricht in ihrem Kern jedoch der Wahrheit. In den ersten Augusttagen des Jahres 258 ließ Christenverfolger Valerian, jener Kaiser, auf den die Gläubigen nach der Schreckensherrschaft von Decius zuerst so große Hoffnungen gesetzt hatten, Papst Sixtus II. festnehmen und am 6. August enthaupten. Auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte begleitete ihn der weinende Laurentius. Er wollte nicht mehr leben und rief aus: „Wo gehst du hin, Vater. Ohne deinem Sohn?“ Sixtus tröstete seinen Diakon und prophezeite ihm sein eigenes Martyrium wenige Tage später. Er erteilte Laurentius den Auftrag, zuvor noch den gesamten Kirchenschatz unter den Armen auszuteilen.
Nach der Ermordung von Sixtus II. erhob Valerian Anspruch auf den Kirchenbesitz. Laurentius verweigerte die Herausgabe und bat um drei Tage Bedenkzeit. In dieser Zeit verteilte er die Güter der Kirche unter den Notleidenden und führte am dritten Tag alle diese Menschen Valerius vor. Er erklärte dem Herrscher, daß hier die wahren Kirchenschätze vor ihm standen.
Da kannte Valerian keine Gnade mehr. Er ließ den Diakon festnehmen und verurteilte ihm zum Tode. Die kaiserlichen Häscher schlugen Laurentius mit Bleiklötzen und legten ihn zwischen glühenden Platten, doch der Christ blieb Standhaft. Keine Klage kam über seine Lippen, im Gegenteil, er pries Gott und betete. Schließlich ließ der Kaiser Laurentius uaf einem Rost zu Tode brennen. Nach der Legende, soll der Märtyrer noch kurz vor seinem Tod zu seinem Henker gesagt haben: „Der Braten ist schon fertig, dreh ihn um und iß.“ Der Todestag von Laurentius war der 10. August 258.
Bis zum heutigen Tag ruhen die Gebeine von Laurentius zusammen mit denen des heiligen Stephanus in einem antiken Sarkophag in der Kirche S. Lorenzo fuori le mura an der Piazza di S. Lorenzo, direkt beim römischen Campo Verano. Die von Kaiser Konstantin errichtete Basilika gehört noch heute zu den sieben Hauptkirchen Roms und wurde in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach umgebaut. Der Heutige Bau ist in seiner Art wohl einzigartig. Zwei aneinandergrenzende Kirchen wurden unter Papst Honorius III. um 1220 vereinigt, eine der Kirchen bilden nun den Chor des Haupthauses.
Auf Wunsch führt der Mesner den Besucher in die tiefer liegende Pelagius-Basilika aus dem 6. Jh., einen Erweiterungsbau der ursprünglichen konstantinischen Basilika. Zu den Resten der wirklich allerersten Laurentius-Kirche, eben jener von Konstantin errichteten, gelang man am Ende des ersten Seitenschiffes. Bemerkenswerte alte Fresken sind hier zu sehen, außerdem interessante Ausgrabungen.
Im „Tesoro delle Reliquie“ im Vatikan wird seit Jahrhunderten das Haupt des Heiligen Laurentius aufbewahrt, eine der Kostbarsten Reliquien der Christenheit überhaupt.
Verehrung/Brauchtum: Im bäuerlichen Kalender gilt der Laurentiustag als Los- und Wettertag. Laurentius ist der erste „Herbstbruder“, der den Anbau der herbstlichen Feldfrüchte einleitet. Soll etwa der Raps gut gedeihen, dann, so sagt es das Brauchtum, sollte er am Todestag von Laurentius, am 10. August, gesät werden. In früheren Zeiten wurden am Laurentiustag auf dem Land die Glocken geläutet. Auch Sprüche aus dem Bauernleben gibt es: „Ist Lorenz und Bertl schön, wird der Herbst gut ausgeh’n.“ Und: „Auf Laurenzi ist es, Brauch, hört das Holz zu wachsen auf.“
Auch „Laurentiustränen“ gibt es; genannt werden so die Sternschnuppen in den Nächten Mitte August. Das „Laurentiusbrot“ hatte ebenfalls seine Bedeutung: Am 10. August brachten die Bauer früher eines oder mehrere Brote zu Kirche, wo sie gesegnet und danach an die wartenden Bedürftigen verteilt wurden. Auch das Vieh erhielt oft ein Stück „Laurentius“, damit es ebenfalls gesegnet war.
Als Heilmittel bei verschiedenen Krankheiten wurden früher das „Laurenzkräutl“ oder Laurenzilorbeer“ angesehen, die Pflanze Goldrute. Vor Freuergefahren sollten „Laurentiuskohlen“ bewahren, der „Laurentiussegen“ galt als Brandsegen bei Feuer, aber auch bei seelischen brennenden Qualen.
Eine bedeutende Laurentius-Wallfahrt gibt es in Gau-Algesheim im Bistum Mainz. Auf dem dortigen Laurenziberg steht eine Kapelle, die im 17. Jh. während einer Pestepedemie den heiligen Laurentius, dem Pestpatronen, geweiht wurde. Die Festoktav beginnt an dem Sonntag, vor dem 10. August am nächsten liegt; während der Oktav werden eine Monstranz mit einer Laurentius-Reliquie ausgestellt und den Wallfahrern der Laurentius-Segen erteilt. Auch Pferde und Autos werden gesegnet.
Darstellung: Laurentius ist immer als junger Diakon, meist mit einem Rost, dargestellt; auch einen Geldbeutel oder Brote als Sinnbilder für das Verteilen der Kirchengüter an die Bedürftigen hat er oft bei sich. Häufig wurde auch das Martyrium dargestellt, so um 1558 von Tizian (Venedig, Jesuitenkirche). Berühmt sind auch die Fresken von Frau Angelico in der Nikolaus-Kapelle des Vatikan (15 Jh.), die sich Papst Nikolaus V. als Privatoratorium hatte erbauen lassen; die Darstellungen zeigen Szenen aus dem Leben von Laurentius und Stephanus. Unter anderem findet sich hier auch das Bildnis, wie Laurentius Almosen an die Armen verteilt. Im Dom von Spello ist ein Fresko von Pinturicchio zu sehen (um 1501), auf dem Laurentius mit Rost und Buch zu sehen ist. Ein Gemälde von Giuseppe Ribera in der Galerie Dresden (17.Jh. zeigt das Martyrium des Laurentius. Die möglicherweise ältesten Darstellungen von Szenen aus dem Leben des Diakons Laurentius sind wahrscheinlich jene Fresken, die die Vorhalle von S. Lorenzo fuori le mura in Rom Schmücken; sie entstanden wohl um 1217.
Quelle: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf – Schauber. Schindler – Pattloch-Verlag