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Sonntagskultur

Eine besondere Bedeutung für die Familienkultur hat der Sonntsg. Er soll in jeder Hinsicht der erste Tag der Woche sein, nämlich nicht nur in der Zählung, sondern auch in der Gewichtung.  Übrigens: Nur wenn die Woche mit dem Sonntag beginnt, ist der Mittwoch wirklich die Mitte der Woche. Lässt man sie aber mit dem Montag beginnen, hängt die ganze Woche schief.

Das Wort Kultur ist verwandt mit Kult (von lateinisch = cultus).  Darunter verstehen wir nicht nur Ackerbau und Viehzucht, sondern in erster Linie die Verehrung, die ein Mensch seinem Gott erweist.

Die gesamte katholische Liturgie ist cultus divinus. Gerade dieser göttliche Kult, wie er insbesondere in den Klöstern des Mittelalters gepflegt wurde, ist zum äußerst fruchtbaren Nährboden von Architektur, Malerei, Musik, Literatur und jeder Art von Kunst geworden. Wahre Kunst zeichnet sich dadurch aus, transzendent zu sein, was bedeutet, dass sie über sich selbst hinaus auf Gott hin verweist, der die Quelle aller Schönheit und Vollkommenheit ist.

Wie aber die Gottesliebe untrennbar mit Nächstenliebe verbunden ist, so auch die Gottesverehrung mit der Art und Weise, wie Menschen einander begegnen. Dabei besagt das Wort Ehrfurcht sehr viel mehr als nur Respekt (von respectus = Rücksicht). Wahre Kultur entsteht immer dann, wenn die Art und Weise, wie wir Gott ehren, in den Alltag einwirkt und sich dort auswirkt. Auch die edle Weise, wie man eine Mahlzeit einnimmt, wie man einer Dame den Vortritt lässt, wie ein Mann seiner Frau begegnet, wie man streitet und eben auch, wie eine Familie den Sonntag gestaltet, ist Kultur im wahren Sinn des Wortes. Folglich sprechen wir mit Fug und Recht von Familienkultur, Gesprächskultur, Streitkultur und Sonntagskultur.

Sonntagskultur bezeichnet also die Art und Weise. Wie eine Familie den Sonntag begeht. Darin kommen all jene Aspekte wahrer Familienkultur zum Tragen, die maßgebend dafür sind, ob die Familie als Ort der Geborgenheit erlebt wird. Dazu gehören neben dem selbstverständlichen Besuch der hl. Messe auch die sonntägliche Kleidung (inkl. Die Krawatte des Vaters), das besondere Geschirr und die gute Stube.

Sonntag bedeutet: Zeit für Gott, Zeit für die Familie, Zeit für die Kinder, Zeit für die Verwandten, Zeit für Freunde und Zeit zur Erholung.

Muss es nicht schön sein, schon im Brautstand gemeinsam Pläne zu schmieden, nicht nur, wie man den Urlaub verbringt, sondern auch, wie man den Sonntag und darüber hinaus den ganz gewöhnlichen Familienalltag zu gestalten gedenkt?

 

Quelle: Logik der Liebe – P- Martin Ramm FSSP – Grundlegendes und Konkretes zu Ehe, Familie und Menschsein – Thalwil 2017 – Seiten: Teil 295, 296 und Teil 297.

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