Pater Pio von Pietrelcina war bekannt für besondere Gnaden wie die Stigmata und seine Gabe, im Beichtstuhl viele Menschen zu Gott zu führen. Neben seinem priesterlichen Dienst hinterließ er auch zahlreiche geistliche Briefe an seine geistlichen Kinder.
In einem dieser Briefe – geschrieben am 23. Oktober 1914 an Raffaelina Cerase – sprach er ausdrücklich von seiner tiefen Wertschätzung für die Briefe des heiligen Paulus. Er erklärte, er habe mit Paulus begonnen und wolle mit ihm fortfahren bis ans Ende. Jedes Mal, wenn er dessen Briefe lese, empfinde er größere Freude als bei allen anderen heiligen Schriften.
In demselben Brief nutzte Pater Pio Worte aus dem Galaterbrief, um seiner geistlichen Tochter Ratschläge zu geben. Er zitierte Galater 5,25: „Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln“, und erklärte, dass ein geistliches Leben bedeute, den eigenen selbstsüchtigen Geist zu überwinden, der zu Stolz, Unruhe und innerer Trockenheit führen könne. Anschließend verwies er auf Galater 5,26 und warnte vor Eitelkeit, Zorn und Neid – drei Haltungen, die dem Geist des Herrn entgegengesetzt seien.
Für Pater Pio war diese Lehre nicht nur Theorie. In seiner eigenen Spiritualität lebte er zentrale Aussagen des Apostels Paulus, wie Galater 2,20: „Ich bin mit Christus gekreuzigt; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Sein Leben und Leiden, besonders das Tragen der Stigmata, spiegelten diese innige Vereinigung mit Christus wider. Wie Paulus konnte er am Ende seines Lebens sagen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet“ (2 Timotheus 4,7).