Gleiches verkünden uns die schmerzhaften Geheimnisse. Als Jesus im Garten Gethsemane zitternd erbebt vor dem Tode, als er im Gerichtsgebäude gegeißelt, mit Dornen gekrönt und zum Tode verurteilt wird, ist die Mutter nicht dabei. Aber um all dies Geschehen wußte sie, und sie hat es im voraus geschaut. Schon damals, als sie sich als Magd des Herrn zum Beruf einer Mutter anbot oder als sie sich mit ihrem Sohn gemeinsam im Tempel zur Opfergabe weihte, wurde ihr wegen dieser zweifachen Handlung das gleiche Los wie ihm selbst zuteil, nämlich Sühne zu leisten für die Menschen in schmerzvollster Weise. Ohne Zweifel hat sie deshalb ihres Sohnes bittere Todesangst und seine qualvolle Marter aufs schmerzlichste miterlebt. Übrigens sollte in ihrer Gegenwart und vor ihren Blicken jenes göttliche Opfer dargebracht werden, zu dem sie in hochherziger und selbstloser Weise das Opferlamm selber an ihrer Brust genährt hatte. Der Höhepunkt dieses Geheimnisses liegt in den ergreifenden Worten: „Es stand aber neben dem Kreuze Jesu Maria, seine Mutter.“ Sie gab freiwillig ihren eigenen Sohn der göttlichen Gerechtigkeit hin und starb geistigerweise mit ihm, vom Schwert der Schmerzen durchbohrt, damit sie, vom Übermaß der Liebe zu uns ergriffen, von neuem Kinder empfinge.
Enz. Jucunda Semper