Wir sollen für die Fahrt auf dem Meer der göttlichen Vorsehung weder Boot noch Ruder noch Segel noch Steuer noch irgendwelche Vorräte mitnehmen, sondern die Sorge um uns und unsere Angelegenheiten ganz dem Herrn überlassen, ohne Wenn und Aber, ohne Angst vor dem, was vielleicht vorkommen könnte . . . Seht doch, wie Gott mit Abraham umgeht: “Ziehe weg aus deinem Land und von deiner Sippe!“ Abraham hatte fragen können: „Wie meinst Du Herr? Ich soll die Stadt verlassen? Sag mir doch, soll ich nach Osten oder nach Westen gehen?“ Aber er erlaubt sich keine Widerrede, weigert sich nicht, verlässt seine Heimat und geht, wohin Gottes Geist ihn führt . . .
Und nicht nur für das zeitliche Wohl müssen wir uns der göttlichen Vorsehung überlassen, sondern auch und besonders für unser geistliches Leben, für das Streben nach Vollkommenheit. Das übertriebene Sorgen um das eigene ich bringt uns um den inneren Frieden, macht launisch und wetterwendisch. Wir halten alles für verloren, wenn uns etwas gegen den Strich geht, wenn wir uns nicht ganz vollkommen sehen oder uns bei ganz geringen Fehlern ertappen. Ist es denn etwas so Besonderes, wenn wir auf dem Wege zur Vollkommenheit hin und wieder stolpern? – „Aber ich bin so erbärmlich, so voller Fehler!“ Siehst du es ein? Dann danke Gott für diese Erkenntnis und jammere nicht so viel.
Wohl dir, wenn du erkennst, daß du ganz armselig bist! Danke Gott für diese Einsicht, sei nicht so weich mit dir selbst und laß das Klagen über deine Schwäche. Verweichlichen wir unseren Körper, so widerspricht dies der Vollkommenheit, aber noch mehr widerstrebt ihr die Verzärtelung der Seele. – DA 2,60f.
Quelle: Jeden Tag mit Franz von Sales – Herbert Winklehner (Hg.) – Franz-Sales-Verlag – Ecihstätt – Seite: 168.