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Missachtung der Zehn Gebote

Mit dem „Ora et labora“ hilft uns der Heilige Geist, jene
Arbeiten nicht zu tun, die den Zehn Geboten widersprechen, die der Liebe
Gottes widersprechen. Wenn wir die heutige Technik und ihre Wirtschaft unter
dem Gesichtspunkt der Zehn Gebote betrachten, müssen wir erschrecken. Nimmt man
es genau, gibt es kein Gebot, das von unserem darwinistisch-materialistischen
Wirtschaftssystem nicht gebrochen wird. Nehmen wir zum Beispiel das dritte
Gebot, das durch das zweite Gebot „Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren“
mit dem ersten, dem Hauptgebot „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine
falschen Götter neben mir haben“
, in direkter Verbindung steht: „Du sollst den
Sonntag heiligen
“. Die technischen Sachzwänge der heutigen Wirtschaft machen
die Einhaltung dieses Gebots unmöglich. Im Verlauf der technologischen
Revolution wurde die Sonntagsheiligung dialektisch und schrittweise
relativiert, bis sie schließlich für unzeitgemäß erklärt worden ist. Die
Sonntagsruhe wurde in eine Sorte von Wachablösungsdienst zwischen Ruhenden und
Arbeitenden verwandelt. Aber bei diesem Schichtbetrieb ist gerade das nicht
möglich, um dessentwillen Gott die Sonntagsheiligung verlangt: die Stille, der
es zur Besinnung auf Gott bedarf. Der ununterbrochene Lärm hat dazu geführt,
daß wir – wie Solschenizyn sagt – Gott vergessen haben und somit in einer
gottvergessenen Welt leben.

Weil das dritte Gebot in direkter Beziehung zum
Hauptgebot steht, ist es ein wichtiges Gebot: „Darum sollt ihr den Sabbat halten, denn er soll euch heilig sein. Wer
ihn entweiht, soll mit dem Tod bestraft werden. Denn wer an ihm eine Arbeit
verrichtet, der soll aus der Mitte seiner Volksgenossen ausgetilgt werden.
Sechs Tage darf gearbeitet werden, der Siebte Tag ist Sabbat, der Ruhetag,
heilig für Jahwe. Jeder der am Sabbat arbeitet, soll mit dem Tod bestraft
werden“
(Ex 31, 14-15).

Das sind harte Worte, zweimal wird die Todesstrafe
angedroht, die ja auch für Christus in Erwägung gezogen worden ist, als Er am
Teich Bethesda einen Gelähmten heilte (Joh. 5, 2 ff). Christus erwiderte Seinen
Anklägern, daß das Gesetz wohl befolgt werden müsse, jedoch nicht hart- und
engherzig angewendet werden dürfte. Für das Gebot der Sonntagsheiligung
vorgelebt, unter denen wir am Sonntag arbeiten dürfen: aus Nächstenliebe und
dadurch aus Liebe zu Gott, und dem Nächsten ohne materiellen Lohn zu
helfen, ihm in der Not beizustehen. Diese Bedingungen sind entscheidend. Wir
dürfen uns der Täuschung nicht hingeben, zu meinen, weil unser
sonntagsentheiligendes Wirtschaftssystem so groß und weitverzweigt ist, sei es
Gott nicht möglich, ihm ein schnelles Ende zu setzen. Wir müssen unsere
Wirtschaft den Zehn Geboten anpassen und nicht etwa hoffen, Gott würde Seine
Gebote unserer Wirtschaft anpassen, weil diese so groß und erfolgreich ist.
Eine ganz große Täuschung wäre die Meinung, die Zehn Gebote seien überhaupt
nicht mehr zeitgemäß. Ganz gewiss wird der Geist der Zeiten – Gott – den
Zeitgeist so ändern, daß Seine Gebote wieder zeitgemäß sein werden.
Nach der Sonntagsmesse in der Kirche Saint-Philippe-du­ Roule, Paris

Quelle:
Die Kräfte der Atome und die Kraft des Gebetes – Max Thürkauf

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