„Sagt an, wer ist doch diese, die vor dem Tag aufgeht, die überm Paradiese als Morgenröte steht? Sie kommt hervor aus Ferne, geziert mit Mond und Sternen, im Sonnenglanz erhöht.“
Ein beliebtes Marienlied aus dem 17. Jahrhundert drückt in wunderschöner und zeichenreicher Weise das tiefe Geheimnis der Himmelfahrt Mariens aus. Die Gottesmutter ist es, welche „überm Paradiese als Morgenröte steht“, sie ist es, die mit Mond und Sternen geziert im Glanz der Sonne erhöht ist.
Am 15. August gedenkt die Weltkirche Mariens leiblicher Aufnahme in den Himmel und begeht das Hochfest „Mariä Himmelfahrt“, welches auch unter dem Namen „Assunta“ („assumptio“, „die Aufnahme“) bekannt ist. In Verbindung mit diesem hohen Kirchenfest sind zahlreiche volkstümliche Bräuche und Traditionen überliefert, welche wir in diesem Beitrag neben den theologischen und historischen Hintergründen des Feiertages etwas genauer betrachten wollen.
Blicken wir zunächst ins sechste Jahrhundert nach Christi Geburt, denn in dieser Zeit entwickelte sich das Fest in seinen Grundzügen. Damals noch unter dem Namen der „Dormitio“ („Entschlafung“) bekannt, wurde es durch den konstantinopolitanischen Kaiser Mauritius auf den jetzigen Tag festgelegt.
Bereits im siebten Jahrhundert feierte man in Gallien das Fest der „Aufnahme Mariens“, welches sich im Verlauf des achten Jahrhunderts zum heute bekannten Fest der Himmelfahrt der Gottesmutter entwickelte.
Ab dem Jahre 813 wurde das Fest auch in Deutschland bekannt und beliebt.
Im Jahre 1950 erfolgte dann die Dogmatisierung der ganzmenschlichen Aufnahme Mariens in den Himmel, durch Papst Pius XII. Das Dokument trug den Titel „Munificentissimus Deus“ und wurde als Apostolische Konstitution veröffentlicht. Dort heißt es: „In der Autorität unseres Herrn Jesus Christus, der seligen Apostel Petrus und Paulus und auch kraft Unserer eigenen verkündigen, erklären und definieren Wir: Es ist ein von Gott geoffenbartes Dogma, dass die immerwährende Jungfrau Maria, die makellose Gottesgebärerin, als sie den Lauf des irdischen Lebens vollendete, mit Leib und Seele zur himmlischen Glorie aufgenommen wurde.“
Mit diesem Dogma fand der lange überlieferte und in den Herzen der Gläubigen tief verwurzelte Glaube an die leibliche Himmelfahrt der Muttergottes seinen krönenden Höhepunkt, indem er von der höchsten kirchlichen Autorität selbst als unverrückbarer Glaubenssatz bestätigt wurde. In frommen Überlieferungen heißt es, dass sich Mariens Leib in strahlendem Lichte und von vielerlei Engeln gestützt in den Himmel emporschwang. Dies geschah vor den Augen der heiligen Apostel.
Neben der theologischen und historischen Dimension dieses Feiertages ist es zudem sehr lohnenswert, das Brauchtum der katholischen Christenheit am Feste Mariä Himmelfahrt genauer zu betrachten. Einer der beliebtesten und bekanntesten volkstümlichen Bräuche an Mariä Himmelfahrt ist die Kräutersegnung.
Verschiedenste Heilkräuter werden dabei durch den Priester mit Weihwasser gesegnet. Diese Tradition geht auf eine Legende zurück, wonach die Apostel unmittelbar nach der Himmelfahrt Mariens nur noch Rosen und Lilien vorfanden, nicht aber den Leib der Gottesgebärerin, denn dieser war verherrlicht worden.
Eine weitere Grundlage für die Tradition der Kräutersegnung könnte in einem Vers des „Hohenliedes“ gefunden werden. Dort ist die Rede von der „Blume des Feldes und Lilie in den Tälern“ (Hoheslied 2, 1), als welche Maria oftmals verehrt wird. Dieser schöne Beiname der Muttergottes ist einer von vielen Namen für unsere liebe Frau, jedoch in besonderem Maße ein außergewöhnlich klangvoller, vor dem Hintergrund der Kräutersegnung am Hochfeste ihrer Verherrlichung.
Blicken wir voll Vertrauen hinauf zum Himmel und bitten wir die mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommene Mutter unseres Herrn Jesus Christus um ihre liebevolle Fürsprache am Throne des Allmächtigen.