Das Magnifikat, der Lobgesang Mariens, ist das Danklied eines Menschen, der seine persönliche Lebensgeschichte – eingebettet in die Tradition des alttestamentlichen Gottesvolkes – von Gott geführt sieht und dafür dankt. Der Blick auf die singende Mutter des Herrn lädt zum Mitbeten ein, so wie sie dem großen Gott zu danken. Denn seine Verheißungen haben sich auch an uns und der ganzen Kirche, dem Gottesvolk des Neuen Bundes, erfüllt.
Immer ist dieses Gebet geschätzt worden, einmal um Maria als Prophetin zu kennzeichnen und mit ihr Gott für Gnade und Berufung zu danken. Im 5. Jahrhundert wurde es dann zum liturgischen Gesang. Es steht in einer Reihe mit den großen alttestamentlichen Dankliedern. Der heilige Benedikt bestimmt in seiner Regel, daß das Magnifikat als Teil der Vesper zu singen sei. Vielleicht greift er auf einen älteren römischen Brauch zurück. Seither klingt das marianische Gotteslob ununterbrochen im kirchlichen Stundengebet der Vesper, und zwar wesentlich als Christuslob. Es könnte ein gültiges Korrektiv für die Volksfrömmigkeit werden. In Predigt und Unterweisung wurde es den Gläubigen in immer neuen Auslegungen erschlossen.
Hier soll der Versuch unternommen werden, die in der Volksfrömmigkeit so beliebten Marienandachten in den Horizont des Lobgesangs Mariens zu stellen, und zwar durch eine von der Heiligen Schrift inspirierte Deutung.
Der Gruß an Maria aus Texten aller Jahrhunderte, die jeweils mit den Meditationen zum Magnifikat verbunden sind, sollen die prophetische Aussage Mariens bestätigen: „Siehe, von nun an preisen mich alle Generationen“. (Constantin Pohlmann)
Quelle: dich preisen alle Generationen – Bernward-Verlag GmbH, Hildesheim