Beten ist eine Kunst. Und ein Meister in dieser Kunst ist sicherlich der heilige Ignatius. Nach seinem goldenen Büchlein der Exerzitien:
Erster Kunstgriff: „Stimme deine Seele, bevor du betest.“
Er sagt da, man solle sich kurz vor dem einschlafen auf den Betrachtungsstoff besinnen; man solle ferner „beim Erwachen“ (also auch dann, wenn man während der Nacht den Schlaf unterbricht) nicht diesem oder jenem Gedanken Raum geben, sondern Geist und Herz au den Gegenstand des Gebetes richten. Gilt dieser Welt zunächst und besonders für die Betrachtung, so doch auch für jedes Gebet.
Und wie wichtig ist dieser Kunstgriff? Auf einem gutgestimmten Instrument spielt es sich eben leichter als auf einem verstimmten. Und so heißt es nicht, den ganzen Jahrmarkt weltlicher Gedanken und irdischer Bestrebungen in das Heiligtum tragen, wenn man so unvermittelt vom Alltag ins Gebet sich begibt? Dieser Wink des Heiligen Ignatius ist nichts anderes als die praktische Ausführung des Wortes der Heiligen Schrift: „Wenn du betest, bereite deine Seele und sei nicht wie einer, der Gott versucht.“
Wie leicht lässt sich dieser Kunstgriff anwenden! Am Morgen sei der erste Gedanke Gott, und bis zum Morgengebet sollen die Gedanken dem Gebete, dem lieben Gott gehören. Gehst du zur Kirche, dann denke an das Beten, rede nicht viel auf dem Wege; vor dem Tischgebet, vor dem Rosenkranz, vor jedem Gebete halte inne und besinne dich, was du tun willst. Eine Minute oder zwei, ist das Zeitverlust? Ja dürfen wir von Zeitverlust reden, wenn Gebetsgewinn in Frage kommt?
„Wer betet, ist gerettet; wer nicht betet, ist verloren.“ (Hl. Alfons v. Liguori)
„Niemand kann Herr über sich und seine Leidenschaften werden,
ohne ein Mann des Gebetes zu sein.“ (Hl. Aloisius)
Quelle: „Sonne Dich“ – P. Max Dudle SJ. – Hrsg.: DVCK e.V.