Gottes Barmherzigkeit! (Schluß vom 12. Juli) „Versichern Sie mir, daß es keine Unverschämtheit von mir ist“, antwortete der Verbrecher, „wenn ich zur Barmherzigkeit Gottes meine Zuflucht nehme?“ –
„Große Unverschämtheit wäre es fürwahr, wenn man daran zweifeln wollte, daß diese Barmherzigkeit unendlich ist, daß sie nicht nur alle möglichen Sünden hoch übersteigt, sondern daß seine Erlösung so reich ist, daß da, wo die Sünde überhandgenommen und das größte Unheil angerichtet hat, die Gnade in überreichlichem Maße sich ergießen könnte. Glaube mir, mein Sohn, gerade um so höher erhebt sich seine Barmherzigkeit, die über alle seine Werke geht, je größer das Maß unserer Sünde ist. Unser Elend ist das Fußgestell, worauf der Thron der göttlichen Barmherzigkeit ruht.“ –
„Aber Gott wird mich verdammen“, sprach der Unglückliche, „denn er ist gerecht!“ – „Gott wird dir verzeihen“, antwortete der Heilige, „wenn du ihn um Gnade anflehst; denn er ist barmherzig und hat allen Barmherzigkeit verheißen, die zerknirschten und demütigen Herzens darum bitten.“
Endlich brachte er ihn dahin, daß er ihm mit großer Reue beichtete; und er starb in tiefer Wehmut über seine Vergehungen und in gänzlicher Hingebung in den heiligsten Willen Gottes. Die letzten Worte, die der Heilige ihn aussprechen ließ, waren:
„O Jesus, dir übergebe und überlasse ich mich gänzlich!“
O, vertrauen wir unerschütterlich auf die sühnende Kraft des Blutes Christi und verehren wir dasselbe recht innig durch öfteren würdigen Empfang der heiligen Kommunion und durch fleißiges Anhören der heiligen Messe. Darin liegt unser Heil und unsere ganze Rettung.
„Brüder! Ziehet an als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte herzinniges Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut, Langmut. Ertraget euch gegenseitig und verzeihet einander, wenn einer sich über den anderen zu beklagen hat. Wie der Herr euch verziehen hat, so sollt auch ihr verzeihen. Über alles dies aber bekleidet euch mit der Liebe; sie ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi juble in euren Herzen; denn dazu seid ihr durch die Vereinigung zu einem Leibe berufen worden!“ (Kolosser 3, 12-15.)
Tagesheilige: Hl. Anaklet, Papst und Martyrer, Rom +112. Einer der ersten Nachfolger des heiligen Petrus, +91. Er war aus Athen gebürtig und regierte die Kirche Gottes zur Zeit des Kaisers Trajan. Er verordnete, daß die Bischofsweihe von drei Bischöfen erteilt werden sollte. Er schmückte das Grab des hl. Petrus aus und bestimmte eine eigene Grabstätte für die Päpste.
Nachfolge Christi, 3.B. 5.K.:“O mein Herr und Gott, du bist meine Hoffnung und meine Zuflucht am Tage meiner Trübsal!“
„O Jesus, dir überlasse ich mich gänzlich!“ (Hl. Franz von Sales)