Drei Blicke. Ein frommer Mann wurde einst gefragt, woher es denn komme, daß er im Leiden und Unglück doch immer so fröhlich und heiter sei. Der brave Mann lächelte und sagte: „Das muß man nur verstehen. Jeden Morgen richte ich meine Augen auf drei Dinge, und zwar:
1. Hebe ich sie gegen den Himmel und erinnere mich, daß das Ziel meines Lebens und Sterbens dort oben ist.
2. Senke ich sie zur Erde und bedenke, wie wenig Raum ich bedarf, um einst mein Grab darin zu finden.
3. Endlich schaue ich rings um mich und betrachte die Menge derer, denen es noch viel schlimmer geht als mir. – Auf diese Weise tröste ich mich in allen Widerwärtigkeiten und lebe mit der Welt und mit den Menschen zufrieden in Gott.“
Vom heiligen Wilhelm, der von 1200 an Erzbischof von Bourges war, ist berichtet, er habe mit unbegreiflicher Einfalt höchste Einsicht verbunden, und seine innere Seelenruhe habe in der Heiterkeit seines Antlitzes widergeleuchtet; ungeachtet seiner strengen Lebensweise habe er nie jene heilige Freudigkeit verloren, welche der Tugend schönster Schmuck ist.
Tagesheilige: Hl. Franz Borgia, Bekenner (1510 – 1572). Eines ist notwendig! Früh vom Tode getroffen, lag die Königin Isabella im Sarge, an Anmut und Schönheit die Krone der Frauen. So wie es sein Amt verlangte, hob Franz Borgia, Herzog von Gandia, vor der Beisetzung den Deckel des Sarges. Entsetzt beim Anblick der Verwesung wich alles zurück – Borgia nicht. Er steht erschüttert: „Das also ist, Isabella, deine Schönheit! Nein, nein sterblichen Menschen habe ich genug gedient!“
Dazu kam der Tod der eigenen Gemahlin. Nun wurde er Jesuit, Priester und 1565 General seines Ordens. Als Ordensmann war er ein Spiegel der Demut. Er nannte sich selbst nur den Sünder und war voll Liebe und Sanftmut gegen seine Ordensbrüder. In seiner letzten Krankheit wollte er keine Besuche annehmen, indem er sagte: „Ich habe es jetzt allein mit dem Herrn des Lebens und Todes zu tun.“
Unsere wichtigste Angelegenheit auf Erden ist, die Ehre Gottes und das Heil der Menschen suchen. Und wir wenden oft eitlen und kleinen Dingen mehr Sorge als jenem zu.
„Wir sterben alle und zerfließen wie Wasser, das, von der Erde verschlungen, nicht wieder zurückkehrt. So will Gott nicht, daß die Seele verlorengehe.“ (2. Kön. 14,14)
Nachfolge Christi, 1.B. 23.K.: „Wenn jene letzte Stunde da ist, dann wirst du anfangen, von deinem ganzen vergangenen Leben weit anders zu denken!“
Jeden Morgen richte deine Augen auf obige drei Dinge.