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Fatima am 13. Juli 1917

Seit dem frühen Morgen strömen Menschen aus der ganzen Region zum Ort der Erscheinungen, nahe Fatima. Zweimal soll dort kleinen Kindern die Gottesmutter erschienen sein. Für heute hat sie angeblich angekündigt, ein drittes Mal kommen zu wollen. 3000 Menschen drängen sich gegen Mittag auf den Wiesen zwischen den Steineichen. Portugals kirchenfeindliche Revolutionsregierung ist informiert, nimmt die Sache aber (noch) nicht ernst: finsterer Aberglaube sei das – wie der ganze Kirchenspuk. Das werde sich bald totlaufen.

Spott und Hohn gibt es nicht nur in den Zeitungen. Im Dorf der Kinder schütteln viele den Kopf. Und seit Wochen versucht die Mutter der 10jährigen Lucia (Sprecherin der Kinder) mit allen Mitteln, auch mit Schlägen, ihrer Tochter das „Lügenmärchen“ auszutreiben. Denn die Familie ist in größte Bedrängnis geraten durch die Wellen, die das Gerücht mittlerweile im weiten Umkreis schlägt. Wildfremde Menschen zertrampeln ihren Weidegrund, kommen ins Dorf, wollen Auskunft, fast täglich. Möglicherweise seien die Erscheinungen Einflüsterungen des Teufels, hat der Pfarrer nach langer Anhörung Lucias gesagt, wodurch das Mädchen in größte Verzweiflung und Depression gefallen ist. Das alles hält sie nicht mehr aus. Sie wird nicht mehr dort hin gehen, nein … hat sie Jacinta und Francisco informiert, und verzweifelt denkt Lucia das noch in der Morgenfrühe des 13. Juli.

Doch sie bricht auf, als der Zeitpunkt da ist. Geht zu Francisco (9 Jahre) und Jacinta (7 Jahre), die nie gezweifelt hatten an der „schönen Dame vom Himmel“, jetzt aber in Tränen aufgelöst bekennen, dass sie es alleine heute nicht wagen. Zu dritt treffen sie eine Dreiviertelstunde später in der Cova da Iria ein. Woher nimmt Lucia das Selbstbewusstsein? Sie leitet die vielen Menschen dort an, laut den Rosenkranz zu beten und an dessen Ende ­ sehen sie den Lichtschein sich nähern. Und wenig später erfahren sie von der „schönen Dame vom Himmel“, was mit einem Schlag ihre Kindheit beendet: die drei Geheimnisse von Fatima, die (heute auf den Tag

genau) seit 101 Jahren die Kirche nicht mehr loslassen.

Nach der Aufforderung an die Kinder, Opfer für die Bekehrung der Sünder zu bringen (und das ist ein zentraler Auftrag von Fatima an alle Gläubigen!), öffnet die Gottesmutter ihre Hände und ein starkes Licht geht wieder von ihnen aus, wie zum ersten Mal am 13. Mai. Es drang tief in die Brust und ins Innere der Kinder ein – so beschrieb es Sr. Lucia später – „und wir erkannten uns selber in Gott, der dieses Licht war, viel klarer als wir uns im besten Spiegel sehen konnten.“

Die Lichtvision an diesem 13. Juli dagegen, aus den Händen der „Dame vom Himmel“, war erschreckend:

  1. Fatimageheimnis: Die Höllenvision
    „Der Strahl schien die Erde zu durchdringen, wir sahen gleichsam ein Feuermeer und, eingetaucht in dieses Feuer, die Teufel und die Seelen, als ob sie durchscheinend, schwarz und bronzefarbig glühende Kohlen in menschlicher Gestalt waren, die in diesem Feuer schwammen, empor geschleudert von den Flammen, die mit Rauchwolken aus ihnen selbst hervor schlugen. Sie fielen nach allen Seiten wie Funken bei gewaltigen Bränden ohne Schwere und Gleichgewicht unter Schreien und Heulen vor Schmerz und Verzweiflung, was uns erbeben und erstarren ließ.“

Danach sprach die Dame, „Unsere Liebe Frau … voll Güte und Traurigkeit zu uns“:

  1. Geheimnis: Die Weihe Russlands
    „Ihr habt die Hölle gesehen, wohin die Seelen der armen Sünder kommen. Um sie zu retten, will Gott die Andacht zu meinem Unbefleckten Herzen in der Welt begründen. Wenn man tut, was ich euch sage, werden viele Seelen gerettet werden und es wird Friede sein. Der Krieg geht seinem Ende entgegen. Wenn man aber nicht aufhört, Gott zu beleidigen, wird … ein anderer, schlimmerer Krieg beginnen … das Strafgericht, das über die Welt kommen wird wegen ihrer Sünden: Krieg, Hungersnot, Verfolgung der Kirche…“

Um dies zu verhüten bittet die Himmelskönigin um „die Weihe Russlands an mein unbeflecktes Herz … (dann) wird Russland sich bekehren und es wird Friede sein; wenn nicht, dann wird es seine Irrlehren über die ganze Welt verbreiten, wird Kriege, Verfolgungen der Kirche herauf beschwören, … verschiedene Nationen werden ausgelöscht. Am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren. Der Heilige Vater wird mir Russland weihen, das sich bekehren wird, und eine Zeit des Friedens wird der Welt geschenkt werden…“

Einige Bemerkungen zu den Geheimnissen von Fatima:

  1. HÖLLE

Die Hölle gebe es nicht, sagen nicht wenige moderne Theologen. Sie passe nicht zum Bild des barmherzigen Gottes, den alleine der aufgeklärte Zeitgeist noch duldet; sie sei nur eine verwerfliche Drohbotschaft gewesen, um die Menschen der Kirche gefügig zu machen…

Am Ende aber wird es der Kyrios, der Herr sein, der verwirft oder duldet. Jesus wurde nicht müde, vor der Hölle zu warnen und vor dem Teufel, der umher geht, wie ein brüllender Löwe (suchend, wen er verschlinge). Doch Jesu Interesse war und ist es nicht, zu verdammen. Er kam, um die Sünder zu retten. Seine Nachfolger sollen es ihm gleichtun: Fürbitte halten, missionarisch Kirche sein, Sünder retten. – Wovor retten? Vor dem Verfehlen ihres Lebens und ihrer künftigen Ewigkeit in Gott, den sie nie suchten.

Das 1. Geheimnis von Fatima ist ein Weckruf. Bedenke Mensch, dass du dein Leben auf ewig verfehlen wirst, wenn du nur deinem Ego dienst. Es wird furchtbar sein, die Hölle, sich selbst für immer ausgeschlossen zu haben vom Reich Gottes. Kehr um und glaube. Und wenn du glaubst, in seiner Kirche, dann verbünde dich mit dem Himmel zur Rettung der Welt.

  1. WEIHE RUSSLANDS

Als die Madonna 1917 in Fatima erschien, befand die Welt sich im größten Kriege, den es bis dato gegeben hatte; und doch brach sich in diesen Wochen und Monaten erheblich Verhängnisvolleres Bahn: die russische Revolution (Oktober 1917) und ihre Folgen. Alle bis dahin gültigen Werte stürzte sie um; Bürgerkriege, flächendeckende Vernichtung des (gläubigen) Bauernstandes (Kulaken), Verfolgungen Andersgesinnter und Vernichtung ganzer Nationen, Säuberungen der eigenen Partei, flächendeckende Eliminierung der Kirche … Das Himmelreich wollten sie auf der Erde errichten, doch sie brachten die Hölle des totalen Überwachungsstaats. Zu den „Irrtümern Russlands“, vor denen Unsere Liebe Frau von Fatima warnte und die bis heute fortwirken, zählten z.B. erstmalig staatlich verordnete Abtreibungen in großem Umfang. „Menschenplanung“: zur Erschaffung eines „Neuen Menschen“, der besser als der von Gott geschaffene sein würde. Da sind wir heute ein gewaltiges Stück weiter und näher dran (am Abgrund) … „Wenn man Russland nicht meinem Unbefleckten Herzen weiht, wird es seine Irrlehren über die ganze Welt verbreiten, Kriege, Verfolgungen … Am Ende aber wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren.“

Die Weihe Russlands. Es dauerte lange, bis einer der Päpste des 20. Jhdts. die Russlandweihe (halbwegs) wagte; zu sehr fürchteten sie, angefangen mit Pius XII. über Johannes XXIII. und Paul VI. das ohnehin schlechte Verhältnis zur UdSSR zu belasten.

Das 3. Geheimnis

Nur dem Papst durfte es mitgeteilt werden, so die Anweisung der „Dame vom Himmel“. Es sollte fast 100 Jahre dauern. Nach der Jahrtausendwende veröffentlicht es Johannes Paul II.: die Vision einer von Soldaten verfolgten Kirche, die, angeführt vom Papst, einen Berg erstieg, auf dessen Gipfel das riesige Kreuz Christi stand. Soldaten erschossen den weiß gekleideten Papst kurz vor dem Erreichen des Kreuzes. Dieses prophetische Bild bezog JP II. auf sich selbst und das Attentat vom 13.5.1981, als er bei der Audienz auf dem Petersplatz niedergeschossen wurde. Am 13. Mai 2000 stellte er, in Fatima, in Anwesenheit der 93jährigen Sr. Lucia das Geheimnis vor.

„Die Vision von Fatima“, so gab er zuletzt bekannt, „betrifft besonders den Kampf der atheistischen Systeme gegen die Kirche und die Christen und beschreibt das schreckliche Leiden der Glaubenszeugen des letzten Jahrhunderts. Es handelt sich um einen endlosen Kreuzweg, der von den Päpsten des 20. Jahrhunderts angeführt wird.“

Der slowakische Bischof Pavel Hnilica (+ 2006), der den Papst nach dem Attentat mit Material über Fatima versorgte, war noch kurz vor seinem Tod überzeugt: „Der Heilige Vater veröffentlichte das ,Dritte Geheimnis‘ nicht, um unsere Neugier zu befriedigen, sondern uns vor der Gefahr einer gigantischen Christenverfolgung zu warnen, die nur durch unsere Mitwirkung verhindert werden kann. Er wollte uns aus dem Schlaf wecken.“

Papst Benedikt XVI. war es, der im Angesicht völlig neuer Entwicklungen im 21. Jht. auf die bleibende Aktualität des 3. Geheimnisses für unsere Zeit hinwies: „Wer glaubt, dass die prophetische Mission Fatimas beendet sei, der irrt sich“, predigte er am 13. Mai 2010 in Fatima! Hatte auch er, wie Johannes Paul II., zuerst nur das 20. Jhdt. als Objekt der Prophetie gesehen, so bezeugt das Zitat eine beunruhigende Selbstkorrektur, die uns alle aufmerksam machen sollte.

Es bedarf wahrlich kaum der Phantasie, um sich kommende „gigantische“ (Bischof Hnilica) Verfolgungen der Kirche vorstellen zu können,- wissen wir doch, dass das Ausmaß der Christenverfolgungen in aller Welt noch nie so erschreckend groß war, wie heute. Wer mag behaupten, dass wir in Europa davon verschont bleiben werden?

Es wird Zeit, dass die Mutter der Kirche von uns allen ernst genommen wird!

 

Quelle: Michael Hesemann, „Das letzte Geheimnis von Fatima“, Rottenburg 2016.

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