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„Erschienen ist die Güte der Menschenliebe Gottes, unseres Retters.“

Aus einer Predigt am Fest der Erscheinung der Herrn
Bernhard von Clairvaux (+1153)
Als die Fülle der Zeit kam, erschien auch die Fülle der
Gottheit „Erschienen ist die Güte der Menschenliebe Gottes, unseres Retters.“
Dank sei Gott, dass wir auf dieser Pilgerschaft, in dieser  Verbannung, in diesem Elend so reichen Trost
haben!
Bevor die Menschenliebe (Gottes) erschien, war die Güte
verborgen. Sie war ja schon immer da, wie auch die Barmherzigkeit Gottes von
Ewigkeit ist. Aber woran hätte man ihre Größe erkennen können? Sie war
verheißen, aber nicht erfahren; darum glaubten viele nicht an sie. „Viele Male
und auf vielerlei Weise hat Gott einst . . . durch die Propheten gesprochen“,
indem er sagte: „Das sind die Pläne, die ich für euch hege, Pläne des Heils und
nicht des Unheils.“ Aber was erwiderte der Mensch, da er das Unheil erlebte,
das Heil aber nicht kannte? Wie lange noch sagt ihr: „Frieden! Frieden! Aber es
ist kein Friede.“ Darum  „weinten die
Engel des Friedens bitter“ und riefen: „Wer hat unserer Kunde geglaubt?“ Aber
jetzt mögen die Menschen  wenigstens dem
glauben, was sie sehen; denn „die Zeugnisse Gottes sind fest und verlässlich“.
Auch dem getrübten Auge soll es nicht verborgen bleiben.
Siehe da: Friede ist nicht nur verheißen, sondern auch
verwirklicht; nicht aufgeschoben, sondern mitgeteilt; nicht bloß vorhergesagt,
sondern gegenwärtig. Denn als die Fülle der Zeit kam, erschien auch die Fülle
der Gottheit. Sie kam im Fleisch; denn so sollte sie den irdischen Menschen
gezeigt werden, und es sollte beim Erscheinen der Menschenliebe die Güte
erkannt werden. Wo sich nämlich die Menschenliebe Gottes zu erkennen gibt, kann
die Güte nicht verborgen bleiben.Wie hätte er sie auch eindrucksvoller zeigen
können als dadurch, dass er mein Fleisch annahm?
Wo gibt es noch einmal so viel Liebe? Was ist der Mensch,
dass du an ihn denkst“ „und dass du deinen Sinn auf ihn richtest“? Hier soll
der Mensch begreifen lernen, wie sich Gott um ihn sorgt; hier soll er erfahren,
was Gott von ihm denkt und was er fühlt. O Mensch, du sollst nicht danach
fragen, was du leidest, sondern was er gelitten hat. An dem, was er für dich
getan hat, erkenne, wieviel du ihn wert bist. Dann wird seine Güte dir aus
seiner Menschenliebe entgegenleuchten. Je tiefer er sich er sich in seinem
Menschsein erniedrigte, umso größer erwies er sich in seiner Güte. Je
armseliger er für mich geworden ist, desto lieber ist er mir. „Erschienen ist die
Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Retters.“
Quelle:
Der Ruf des Königs – Nr. 56 – 4/2015 – 14. Jahrgang – Kongregation der Diener
Jesu und Mariens (SJM)

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