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Die Spaltungen lassen die Kleinen straucheln

Er gehört nicht zu denen, die uns folgen: die Spaltungen lassen die Kleinen straucheln

„Dass ihr alle mit einer Stimme redet; und lasst keine Spaltungen unter euch sein“. Der Nachdruck, der in dem Wort „Spaltung“ liegt, und schon der bloße Name dieser Anklage enthält eine scharfe Rüge gegen sie. Denn es gab nicht viele Glieder, die unversehrt waren; auch die Einheit war vernichtet. […] Nachdem er sie durch den Ausdruck Spaltung scharf zurechtgewiesen hat, redet er wieder sanfter und gelinder: „haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung.“ Nachdem er nämlich gesagt hatte: „dass ihr alle mit einer Stimme redet“, spricht er: Glaubt nicht, dass ich nur eine Übereinstimmung in Worten meine; denn ich fordere die Übereinstimmung der Gesinnung. Weil aber auch in der Gesinnung zwar Einheit herrschen kann, aber nicht in allen Dingen, so fügt er bei: „Seid vollkommen!“ […]

Man kann aber auch einerlei Meinung und doch nicht einerlei Grundsätze haben; so können wir z. B. einerlei Glauben haben und doch nicht eins sein in der Liebe; denn auf diese Weise haben wir denselben Lehrbegriff (wir bekennen uns ja zu derselben Lehre), aber keineswegs einerlei Grundsätze. So war es auch damals, indem der eine diesem, der andere einem andern anhing. Daher sagt er, man müsse in den Gesinnungen und Grundsätzen eins sein. Denn die Spaltungen waren nicht daraus entstanden, daß sie im Glauben uneinig waren, sondern daher, dass sie — durch menschliche Zänkerei — in ihren Grundsätzen nicht übereinstimmten. […] „Denn es ist mir bekannt geworden über euch […], dass Streit unter euch ist […] Ist Christus etwa zerteilt?“ (1 Kor 1,13).

Hl. Johannes Chrysostomus (um 345-407)
Priester in Antiochia und später Bischof von Konstantinopel, Kirchenlehrer
Homilie über den ersten Brief an die Korinther, 1 (vgl. Bibliothek der Kirchenväter)

Aus ETfT 30.09.2018

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