Prüfe deine lieblosen Regungen und stutze deiner Liebe nicht die Flügel!
Wie leicht sind wir mit dem Urteil über einen Menschen fertig: „Er ist unausstehlich!
Ich kann ihn nicht leiden!“ Weißt du denn gewiß, ob du ein Recht hast zu dieser kalten, lieblosen Äußerung, die dem Menschen
immer schadet – denn „es bleibt immer etwas hängen“ -, am meisten aber dir selbst? Glaube nicht, daß du mit einer schnellen,
scharfen Kritik über deine Mitmenschen besonderen Scharfblick oder imponierende Menschenkenntnis hast; im Gegenteil, es
macht auf reife Menschen immer den Eindruck der Oberflächlichkeit und Herzenskälte, wenigstens aber der Gedankenlosigkeit.
Besser und klüger wäre es, du hieltest mit deinem Urteil zurück, bis du sorgfältig geprüft hast und bis zur Wurzel seines Wesens
und Werdens zurückgegangen bist. Richte nicht, sondern begreife! Suche dich in seine Lage zu versetzen; sieh zu, ob er nicht
vielleicht unglücklich, schlecht erzogen oder erblich belastet ist. Bedaure die arme, verkümmerte Seele, deren ungepflegter
Boden keine guten Früchte tragen konnte, weil alle Vorbedingungen fehlten. Bedenke, daß ihr nur mit ein wenig Sonnenschein
der Güte und des Zutrauens zu helfen ist. Denn Liebe ist die Lebenssonne aller Wesen, und auf die Dauer kann ihr kein
Geschöpf widerstehen. Laß deine Liebe so hoch fliegen, so weit, so tief, wie sie will, stutze ihr nicht die Flügel, lege sie nicht in
Ketten. – Laßet eure Liebe selbstlos sein, nicht das Ihre suchen, so wird es euch auch nicht kränken, wenn ihr sie einmal einem
Unwürdigen geschenkt habt.
Mit seiner Seelenkenntnis hat der hl. Augustinus an die Wände seines Speisezimmers die Worte hinschreiben lassen: „Hier darf
über Abwesende nichts Nachteiliges gesprochen werden!“ Gerade bei fröhlichen Zusammenkünften besteht die Gefahr, daß im
Reden die Klugheit oder Liebe, oft beide miteinander, zu Schaden kommen.
Tagesheilige: Fest der „Wunderbaren Medaille“ Paris 1830.
Sie ist ein Geschenk des Himmels. Christus wollte durch seine Mutter den gefährdeten Menschen den Weg vertrauensvoller
Glaubenshaltung finden lassen. In einer schlichten Medaille gab sie uns ein Unterpfand ihrer mütterlich-helfenden Güte.
Am 27. November 1830 würdigte sich die Gottesmutter der Schwester Katharina Labouré zu erscheinen. Maria zeigte sich mit
gesenkten Händen, von denen Lichtstrahlen auf die Weltkugel zu ihren Füßen flossen. Das Bild war von den Worten: „O Maria
ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen“ umsäumt.
Als zweites Bild erschien die Darstellung der Herzen Jesu und Mariens, von den Buchstaben M und einem Kreuz
überragt. Maria gab der erstaunten Schwester den Auftrag: „Laß nach diesem Bild eine Medaille prägen. Alle, die sie
vertrauensvoll tragen, werden große Gnaden erhalten.“ Katharina Labouré wurde 1947 heilig gesprochen.
Die Wunderbare Medaille tragen heißt: sein Leben und seinen Tod unter den Schutz Mariens, der Unbefleckten Mutter Gottes
stellen.
Nachfolge Christi, 1.B. 16.K.:
„Wer die wahre und vollkommene Liebe hat, der sucht in keiner Weise sich selbst!“
Richte nicht – sondern begreife!