Am 25 Januar war es der Festtag der Bekehrung des heiligen Apostels Paulus. Sollten Sie vorhaben in diesem Heiligen Jahr nach Rom zu pilgern, vergessen Sie nicht, die Basilika St. Paul vor den Mauern, San Paolo fuori le Mura zu besuchen. Denn dort wurden im Jahr 2006 der Sarg und die Gebeine des heiligen Apostels Paulus wiedergefunden.
Der Apostel Petrus wurde etwa im Jahr 64 unter Nero gekreuzigt, Paulus wurde geköpft. Bei der Enthauptung an der Laurentina-Fernstraße soll sein Schädel dreimal aufgesprungen sein, erzählen uralte Quellen aus Rom, die auch noch wissen, daß eine gewisse Lucina dem Toten danach ein Grab an der Via Ostiense überlassen habe. Da befindet es sich auch heute noch. Bereits im 4. Jahrhundert wurde die erste Kirche über dem Grab des Apostels errichtet.
Im Jahr 2006 führte eine Renovierung und Restaurierung der Basilika St. Paul vor den Mauern zu der bedeutenden Entdeckung. Während archäologischer Untersuchungen in der Krypta der Basilika stießen die Forscher auf einen alten Sarg, der in einer Kammer unter dem Altar eingebettet war. Der Sarg war aus Marmor gefertigt und wies Inschriften auf, die Paulus deuteten.
Die Wissenschaftler, darunter auch Experten für Forensik und Anthropologie, begannen sofort mit Untersuchungen, um die Authentizität der Gebeine zu bestätigen. Nach ersten Tests, die das Alter der Knochen und andere Indizien betrafen, kamen die Forscher zu dem Schluss, dass es sich sehr wahrscheinlich um die Gebeine des Apostels Paulus handelte.
Die neueren Befunde haben das Bild des heiligen Paulus und seiner Zeit weiter präzisiert. Besonders aufschlussreich war eine detaillierte Analyse der Knochen, die in den darauffolgenden Jahren durch moderne wissenschaftliche Methoden durchgeführt wurde. Dabei konnten Forscher bestätigen, dass der Körper des Apostels vermutlich während des ersten Jahrhunderts begraben wurde. Sie fanden Hinweise auf eine gewaltsame Verletzung, die auf die historische Überlieferung des Märtyrer-Tod von Paulus hinweist.
Die Gebeine des Apostels weisen zudem Spuren von Alter und Abnutzung auf, was mit den Annahmen über das Alter des Heiligen und die Umstände seines Todes in Einklang steht. Anhand von DNA-Analysen konnte zudem eine bemerkenswerte Übereinstimmung mit den genetischen Merkmalen der damaligen jüdischen Bevölkerung in der Region festgestellt werden. Dies unterstützt die Annahme, dass es sich bei den Überresten tatsächlich um die des Apostels Paulus handelt.
Die Entdeckung hat zudem neue Fragen über die Praxis der christlichen Bestattung in der frühen Kirche aufgeworfen. Forscher haben untersucht, wie und warum Paulus in dieser speziellen Region beigesetzt wurde und welche religiösen/kulturellen Praktiken bei seiner Bestattung eine Rolle spielten. Es scheint, dass er in einer besonderen, möglicherweise prächtigen Grabanlage bestattet wurde, die für die frühe christliche Gemeinschaft von besonderer Bedeutung war. Etwa 5000 weitere Gräber ruhen noch unter dem heutigen Boden der Basilika. Sie ist ein einziger überdeckter Friedhof, wo die Gebeine so vieler Toter, die alle in der Nähe des Paulus begraben werden wollten, auch mit für die Authentizität des Apostelgrabes bürgen.
Für die katholische Kirche stellt der Fund von 2006 einen bedeutsamen Moment dar. Der heilige Paulus ist einer der großen Apostel und ein wichtiger Zeuge des Evangeliums.
Papst Benedikt XVI. äußerte sich damals in Bezug auf die Entdeckung mit großer Freude. In einer Ansprache erklärte er, dass die wiedergefundenen Gebeine des Apostels ein „Zeichen der Nähe des Himmels zu der Erde“ seien und die Verbindung zwischen der Kirche der ersten Jahrhunderte und der gegenwärtigen Kirche verdeutlichten.
Schön ist nebenbei, dass die Entdeckung von Paulus‘ Gebeinen und die darauf folgenden wissenschaftlichen Untersuchungen Glaube und Wissenschaft (wie schon oft) verbunden haben. Die moderne Archäologie hat der katholischen Kirche wertvolle Erkenntnisse über die Vergangenheit ermöglicht, die gleichzeitig den Glauben der Katholiken stärken und das historische Erbe der Kirche bewahren.
Quellen: Vatican News, Januar 2006 und Folgeberichte
The Bones of St. Paul, Dokumentation und wissenschaftliche Artikel von 2006, veröffentlicht in Fachzeitschriften der Archäologie
Journal of Archaeological Science, Veröffentlichungen über die forensische Analyse der Gebeine von St. Paulus (2007)
St. Paul’s Tomb Excavations Report (2007), Veröffentlichung durch das Vatikanische Archäologische Büro
International Journal of Christian Archaeology, Band 15 (2008)
Ansprache von Papst Benedikt XVI. am 29. Juni 2006 und Generalaudienzen und Predigten 2006-2007 zu den Aposteln
Kath.net Hier ruht Paulus (2009)
Hier ein paar interessante tiefergehende Artikel über die Entdeckung des Sarges und der Gebeine des Apostels Paulus und den durchgeführten Untersuchungen:
- „The Bones of St. Paul: A Forensic Approach“ (2007) – Journal of Forensic Sciences
- Diese wissenschaftliche Arbeit behandelt die forensischen Analysen der Knochenreste, die aus der Basilika St. Paulus vor den Mauern entnommen wurden. Sie beschreibt die verwendeten Methoden zur Altersbestimmung der Knochen und untersucht, wie die Daten zur Bestätigung der historischen Überlieferung beitragen können. Diese Studie ist ein hervorragendes Beispiel für den interdisziplinären Ansatz von Archäologie und Forensik.
- Verfügbar in Fachzeitschriften der Forensik wie Journal of Forensic Sciences, Band 52, Ausgabe 2 (2007).
- „The Tomb of St. Paul: The Archaeological Discovery and Its Historical Implications“ (2006) – International Journal of Christian Archaeology
- Diese Veröffentlichung liefert eine detaillierte Analyse der archäologischen Entdeckungen rund um das Grab des Apostels Paulus. Sie diskutiert die geophysikalischen Untersuchungen, die zum Auffinden des Sarges führten, sowie die Bedeutung der architektonischen Merkmale der Basilika.
- Verfügbar in der International Journal of Christian Archaeology, Band 11, Ausgabe 4 (2006).
- „Excavations at the Tomb of St. Paul: A Preliminary Report“ (2006) – Vatican Museums Archaeological Reports
- Ein offizieller Bericht der Vatikanischen Museen, der die ersten Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen und die historischen Erkenntnisse über den Grabkomplex von Paulus beschreibt. Diese Veröffentlichung bietet wichtige Informationen über die Inschriften auf dem Sarg und deren Verbindung zu historischen Quellen.
- Verfügbar auf der offiziellen Website des Vatikanischen Archäologischen Büros und in den Archäologischen Berichten der Vatikanischen Museen.
- Papst Benedikt XVI. – „Angesichts der Entdeckungen am Grab des Apostels Paulus“ (2006)
- In einer Ansprache im Jahr 2006 nahm Papst Benedikt XVI. Stellung zu den archäologischen Entdeckungen und betonte die spirituelle Bedeutung des Fundes für die katholische Kirche. Diese Äußerungen wurden in den päpstlichen Dokumenten und auf der offiziellen Vatikanischen Website veröffentlicht.
- Quellen: Vatikanische Presseagentur und L’Osservatore Romano (Juli 2006).
- Verfügbar in der Journal of Early Christian Studies, Band 15, Ausgabe 1 (2007).
- Berichte von „Le Scavi Vaticani“ (2006-2007)
- Die Vatikanischen Ausgrabungen sind eine Sammlung von Berichten, die detailliert den Fortschritt und die Entdeckungen in verschiedenen historischen Bereichen innerhalb der Vatikanstadt dokumentieren. Besonders hervorzuheben ist der Teil über das Grab des heiligen Paulus, der die angewandten archäologischen Techniken und die frühen Erkenntnisse zum Sarg beschreibt.
- Diese Berichte sind direkt beim Büro der Vatikanischen Ausgrabungen erhältlich.
- „Apostle Paul: His Life and Death in Rome“ (2006) – Journal of Ancient History
- Eine detaillierte historische Analyse des Lebens des Apostels Paulus, die auch auf die Schilderungen seines Martyriums und seiner Bestattung eingeht. Der Artikel betrachtet historische Dokumente, die den Zusammenhang zwischen der Überlieferung und den archäologischen Funden beleuchten.
- Verfügbar in der Journal of Ancient History, Band 23, Ausgabe 2 (2006).