Die Auferstehung
wie das deutsche
Heldenlied vom Heiland, der um 830 entstandene Heliand sie erzählt
Heldenlied vom Heiland, der um 830 entstandene Heliand sie erzählt
… Nicht lange wahrt‘ es
noch,
noch,
So kam der Geist durch
Gottes Kraft
Gottes Kraft
In den hehren Leichnam.
Das Licht war erschlossen
Das Licht war erschlossen
Allen Menschen zum Heil,
und mancher Riegel
und mancher Riegel
Am Höllentor gehoben, und
zum Himmel gebahnt
zum Himmel gebahnt
Der Weg von dieser Welt.
Wonnig auferstand
Wonnig auferstand
Das Friedenskind Gottes
und fuhr den lichten Weg,
und fuhr den lichten Weg,
Obwohl die Wächter es
nicht gewahrten,
nicht gewahrten,
Die starken Streiter, als
er vom Tod erstand.
er vom Tod erstand.
… Vorwärts schritt schon
Das klingende Sonnenlicht,
da kamen die Frauen
da kamen die Frauen
Zum Grabe gegangen, die
guten Weiber,
guten Weiber,
Die minnigen Marien. Sie
hatten manche Mark
hatten manche Mark
Für Salben nicht geschont,
Gold und Silber gespendet
Gold und Silber gespendet
Für die wonnigsten Würzen,
die sie gewinnen mochten,
die sie gewinnen mochten,
Dass sie den Leichnam des
lieben Herrn
lieben Herrn
Salben möchten. Die Weiber
standen
standen
In ängstlichen Sorgen: die
eine fragte,
eine fragte,
Wer ihnen den starren
Stein vom Grabe
Stein vom Grabe
Wälzen würde, den sie über
den werten Leib
den werten Leib
Die Leute legen sah’n, als
der Leichnam ward
der Leichnam ward
Dem Felsen befohlen. Die
Trauen waren kaum
Trauen waren kaum
In den Garten gegangen,
nach dem Grabe dort
nach dem Grabe dort
Selber zu sehen, im Sause
kam da
kam da
Des Allwaltenden Engel, dass
das Feld erklang,
das Feld erklang,
Die Erde dröhnte, und die
dreisten Knechte
dreisten Knechte
Schwachmütig wurden; nicht
ferner wähnten sie
ferner wähnten sie
Am Leben zu bleiben. Da
lagen die Wächter,
lagen die Wächter,
Die Gesellen scheintot:
sieh, da hob sich
sieh, da hob sich
Der große Stein vom Grabe,
wie ihn der Gottesengel
wie ihn der Gottesengel
Auf die Seite drehte. Auf
die Decke setzte sich
die Decke setzte sich
Der hehre Bote Gottes. Von
Gebärden war er,
Gebärden war er,
Von Antlitz, möcht‘ ihm
einer unter die Augen scheuen,
einer unter die Augen scheuen,
So blinkend und blendend
wie des Blitzes Licht;
wie des Blitzes Licht;
Sein Gewand war am
gleichsten winterkaltem Schnee.
gleichsten winterkaltem Schnee.
Da sahen sie ihn vor sich
sitzen, die Frauen,
sitzen, die Frauen,
Auf dem gewendeten Steine.
Sein wonniger Schein
Sein wonniger Schein
Schuf ihnen Angst und
Schrecken allen.
Schrecken allen.
Vor Furcht und Grausen
wagten sie fürder nicht
wagten sie fürder nicht
Zum Grabe zu gehen, bis
der Engel Gottes,
der Engel Gottes,
Des Waltenden Bote, sie
mit den Worten grüßte,
mit den Worten grüßte,
Er wisse gar wohl,
weswegen sie kämen,
weswegen sie kämen,
Sie sollten sich nicht
entsetzen: „Ihr suchet den Herrn,
entsetzen: „Ihr suchet den Herrn,
Den Nothelfer Christ von
Nazareth,
Nazareth,
Den ans Kreuz geschlagen,
zu Tode quälten
zu Tode quälten
Die Judenleute, begraben
ward er hier,
ward er hier,
Der Sündenlose. Nun ist er
selbst nicht mehr hier,
selbst nicht mehr hier,
Ist auferstanden: die
Stätte ist leer,
Stätte ist leer,
Das Grab im Grunde. Geht
doch getrost
doch getrost
Näher nur: Verlangen nimmt
euch ja,
euch ja,
In den Stein zu schauen.
Noch ist die Stätte sichtbar,
Noch ist die Stätte sichtbar,
Wo sein Leichnam lag.“ Erleichterung
empfanden
empfanden
Alsbald in der Brust die
bleichen Frauen,
bleichen Frauen,
Die wunderschönen Weiber.
Sie freuten sich des Worts
Sie freuten sich des Worts
Des Allwaltenden Engels.
Der hieß sie nun eilends
Der hieß sie nun eilends
Vom Grabe gehen zu den
Jüngern Christs,
Jüngern Christs,
Seinen Gesellen, zu sagen
mit sichern Worten,
mit sichern Worten,
Dass ihr Herr sich erhoben
habe vom Tode…
habe vom Tode…
Quelle: Kirche und Leben – Alphons Maria Rathgeber –
Verlag Albert Pröpster – Kempten im Allgäu, 1956.