Das Heiligtum von Loreto in der italienischen Region Marken zählt zu den bedeutendsten katholischen Pilgerstätten der Welt. Im Mittelpunkt der Verehrung steht das Haus, das als das Zuhause der Allerheiligsten Jungfrau Maria in Nazareth gilt. Das Heilige Haus in der Basilika von Loreto besteht aus dem gemauerten Teil des Hauses der Mutter Jesu. Der andere Teil des Hauses, die Grotte, existiert noch und befindet sich in der Verkündigungsbasilika in Nazareth, Galiläa (Israel).
Die Geschichte des Heiligen Hauses
Das Heilige Haus ist der Ort, an dem Maria die Verkündigung durch den Engel Gabriel empfing und ihre Berufung zur Mutter Jesu annahm. Wie Ausgrabungen in den Jahren 1955-1960 ergaben, war das Haus Marias von Nazareth bereits im 2. oder 3. Jahrhundert in eine Synagogenkirche integriert. Später, ab dem 5. Jahrhundert, wurde es Teil einer byzantinischen Basilika. Im 12. Jahrhundert schließlich wurde sie in eine von den Kreuzfahrern errichtete majestätische Basilika integriert. Bis zu dessen Zerstörung wurde es durch mehrfache Eingriffe vor den Witterungseinflüssen geschützt.
Als das Heilige Land von den muslimischen Eroberern besetzt wurde, wurde das kleine Haus im Jahr 1291 der alten Überlieferung zufolge—durch Engel über das Mittelmeer getragen—vor der Zerstörung gerettet und gelangte es in der Nacht vom 9. auf den 10. Dezember 1294 in das Gebiet von Recanati und schließlich nach Loreto, nachdem es zuvor nach Trsat im damaligen Illyrien gebracht worden war. Historische Berichte und frühchristliche Schriften stützen diese Überlieferung. Pius IX. sagte, es sei „durch göttlichen Willen“ transportiert worden.
Das Haus wurde immer wieder als Ort von Gebeten, Wundern und Heilungen beschrieben, was seine Bedeutung als Pilgerstätte schon sehr früh begründete.
Archäologische Entdeckungen
Die Ursprünge des Heiligen Hauses wurden im Laufe der Jahrhunderte eingehend erforscht. Archäologische Untersuchungen haben bemerkenswerte Befunde erbracht, die die Überlieferung der Herkunft aus Nazareth stützen.
- Materialien und Bauweise
Archäologen stellten bei Ausgrabungen in den Jahren 1962-1965 fest, dass die Steine des Hauses aus einem Kalkstein bestehen, der typisch für die Region Galiläa ist. Auch die Mörtelzusammensetzung entspricht jener Bauweise, die zur Zeit Jesu in Palästina üblich war. Diese Materialien wurden im mittelalterlichen Italien nicht verwendet, was darauf hindeutet, dass das Haus tatsächlich aus dem Nahen Osten stammt. - Merkmale der Nazareth-Steine
Viele Steine, vor allem die im oberen Teil der drei Mauern, haben eine Oberfläche, sogar Fischgrätenmuster, charakteristisch für den nabatäischen Stil, der auch in Palästina zu finden ist. Auf etwa 60 Steinen wurden Graffiti mit frühchristlichen Inschriften und Zeichen entdeckt, in griechischer, lateinischer und hebräischer Sprache, die denen der judäischen Christen ähneln, die im Heiligen Land und in Nazareth selbst gefunden wurden. Die Graffiti bilden somit das „Ursprungszeichen“ der Nazareth-Steine des Heiligen Hauses. - Vergleich mit Nazareth
Ein weiteres starkes Argument für die Authentizität ist der Vergleich mit archäologischen Funden in Nazareth. Die Maße des Heiligen Hauses in Loreto stimmen genau mit den Überresten des Fundaments überein, das in Nazareth entdeckt wurde und als Teil des ursprünglichen Hauses Mariens identifiziert wurde. - Fehlende Fundamente
Das Heilige Haus in Loreto hat kein eigenes Fundament, sondern steht auf einer öffentlichen Straße, als sei es einfach auf den Boden abgestellt worden. Durch eine ausgeklügelte Konstruktion und einer Mauer die aus Ziegelsteinen gebaut wurde, die so genannte „dei recatanesi“, wurde es gleich beschützt. Der untere Teil der drei ursprünglichen Mauern wurde mit typisch palästinischen Materialien und Techniken errichtet, während die Teile, die hinzugefügt wurden, um sie für die Verehrung geeigneter zu machen, aus lokalen Ziegeln hergestellt wurden. Dies ungewöhnliche Merkmal unterstützt die devote Tradition dass Engel das Haus getragen haben.
Geistige und historische Bedeutung
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen ergänzen die geistige Bedeutung des Heiligen Hauses und stärken den Glauben vieler Pilger.
Das Heiligtum heute
Das Heiligtum von Loreto umfasst eine imposante Basilika, die das Heilige Haus umschließt. Der Ort ist reich an Kunstwerken und Zeugnissen des Glaubens. Jedes Jahr strömen zahlreiche Pilger aus aller Welt hin, um vor dem Heiligen Haus zu beten, um dort die Sakramente zu empfangen, geistliche Erneuerung zu finden und den Schutz der Mutter Gottes zu erflehen. Das Heiligtum ist auch ein wichtiges Ziel für Jugendliche, die sich von Maria als Vorbild inspirieren lassen.
Papst Johannes Paul II. nannte das Heiligtum „das Haus der Familie“, ein Ausdruck für die zentrale Bedeutung der Familie im christlichen Glauben. Dieser Punkt ist sicherlich in der heutigen Zeit von besonderer Wichtigkeit für uns.
Das Heiligtum von Loreto und das Heilige Haus ist und bleibt ein einzigartiger Ort, an dem Himmel und Erde in besonderer Weise miteinander verbunden sind—ein Zeichen für die Menschwerdung Christi und die Fürsprache der Allerheiligsten Jungfrau Maria.
Für Interessierte hier der Link zur Webseite des Heiligtums: Santuario Pontificio della Santa Casa di Loreto