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Anbetung der Könige

„Als sie das Haus betraten, erblickten sie das Kind“

Anbetung der Könige: die Mächtigen dieser Welt neigen den Kopf vor der einfachen Wiege eines Kindes. Gekommen aus dem Morgenland mit Gold, Weihrauch und Myrrhe; (mit) Unruhe in den Herzen, bedeckt mit Staub von durchwanderten Wegen bei Nacht, geleitet von einem Stern. „Wo ist jener, der gerade geboren wurde?“… Zwanzig Jahrhunderte sind vergangen: Viele Seelen durchwandern die Straßen der Erde wie die Weisen aus dem Morgenland und weiterhin fragen sie im Vorbeigehen: „Habt ihr den gesehen, den meine Seele liebt?“ (Hoh 3,3). Es ist ebenfalls ein lichtvoller Stern, der – unseren Weg beleuchtend – uns zur Armut einer Krippe führt und uns zeigt, was uns „vor die Mauern der Stadt“ hat hinausgehen lassen (Heb 13,13; vgl. Lk 16,27). Er zeigt uns einen Gott, dem alles fehlt, obwohl er allmächtig ist. Der Schöpfer des Sonnenlichts und der -wärme friert; derjenige, der aus Liebe zu den Menschen in die Welt kommt, wird von Menschen vergessen.

Sowohl heute wie damals gibt es Menschen, die Gott suchen… Leider schaffen es nicht alle, ihn zu finden, da sie nicht alle auf den Stern blicken, welcher der Glaube ist; sie wagen es auch nicht, jene Wege einzuschlagen, die zu ihm führen, also Demut, Verzicht, Hingabe und fast immer das Kreuz…

Als ich heute Nacht im Chor ohne zu wollen an die Tage meiner Kindheit dachte, an mein Elternhaus, an die Hl. Dreikönige, erzählte mir mein Mönchsgewand etwas anderes: ich bin auch, so wie die Weisen, auf der Suche nach einer Krippe. Ich bin nicht mehr ein Kind, dem man Spielzeug schenken muss: die Träume sind jetzt größer und sie betreffen nicht dieses Leben. Die Träume der Welt, wie die Spielsachen, machen glücklich, solange man sie erwartet, doch danach ist alles nur Pappe. Die Träume vom Himmel – Traum, der das ganze Leben andauert und danach nicht enttäuscht. Wie glücklich müssen die Weisen auf ihrer Rückreise gewesen sein, nachdem sie Gott geschaut hatten! Auch ich werde ihn schauen, es geht nur darum, ein wenig zu warten. Der Morgen wird bald kommen und mit ihm das Licht. Was für ein glückliches Erwachen wird das sein!

Hl. Rafael Arnáiz Barón (1911–1938), spanischer Zisterzienser
Geistliche Schriften, 06/01/1937

„Evangelium Tag für Tag“ 6. Januar 2017

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