Entweihte Weihnachten in Brüssel: Eine Krippe ohne Gesichter für eine Welt ohne Gott
Atilio Faoro
Die Krippe, die in diesem Jahr in Brüssel aufgestellt wurde, hat sofort bei vielen Katholiken Unbehagen ausgelöst. Die Figuren, die eigentlich die Heilige Familie darstellen sollen, haben kein Gesicht: An deren Stelle findet sich ein Flickwerk aus anonymen Quadraten, wie eine verpixelte Mosaikfläche.
Auf den ersten Blick könnte man dies als eine „künstlerische Herangehensweise“ betrachten. Doch für jeden, der die spirituelle und kulturelle Bedeutung der Geburt Christi kennt, wirft diese Krippe schwerwiegende Fragen auf. Es handelt sich nicht bloß um schlechten Geschmack: Sie drückt – bewusst oder unbewusst – die tief revolutionären ideologischen Strömungen unserer Zeit aus. Die Brüsseler Krippe ist im Kern antichristlich. Umgekehrt ist sie vollkommen islamkompatibel.
Jedes Jahr erwarten Katholiken das Weihnachtsfest als einen Moment der Gnade, in dem sich die Seele spontan zum Geheimnis der Menschwerdung erhebt: ein Gott, der ein Gesicht annimmt, einen Namen, eine Mutter, eine Familie. „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ (Johannes 1,14). Ein Gott, der sich sehen lässt, der sich lieben lässt, den man berühren kann. Und nun präsentiert uns Brüssel in diesem Jahr eine „Krippe“, die keine mehr ist: anonyme Silhouetten ohne Gesicht, in matte Stoffe gehüllt, ähnlich Schaufensterpuppen. Für die belgische Innenarchitektin Victoria Maria Geyer, die diese neue Gestaltung mit Unterstützung des Ateliers By Souveraine geschaffen hat, soll es darum gehen, „jeden einzuschließen“, damit sich „jeder in dieser Krippe wiederfinden“ könne.
Diese Installation hat bei den Gläubigen ein tiefes Unbehagen hervorgerufen – ein Unbehagen, das keineswegs ein ästhetischer Spleen ist. Denn wer genau hinschaut, erkennt, dass diese Krippe mehr darstellt als den zeitgenössischen schlechten Geschmack: Sie verkörpert eine Weltanschauung. Sie trägt eine Botschaft – und diese Botschaft ist antichristlich. Es wäre vergeblich, zu leugnen, dass es sich hier um eine Form von verschleiertem Blasphemieakt handelt, um eine sanfte, aber wirkliche Entweihung des Weihnachtsgeheimnisses.
Das Fehlen eines Gesichts heißt: Die Person wird geleugnet
Das Erste, was ins Auge fällt, ist das Fehlen des Gesichts. Und das ist kein Detail.
Das Gesicht ist das Fenster der Seele, das Kennzeichen der Person, der Ausdruck der Gegenwart. In der gesamten christlichen Tradition – seien es Ikonen, Altäre, mittelalterliche Skulpturen oder italienische Fresken – werden die Gesichter Jesu, Mariens und Josefs mit besonderer Zärtlichkeit dargestellt, denn in ihren Zügen betrachtet man die Liebe Gottes.
Ein Gesicht aus einer Krippe zu entfernen bedeutet, etwas Wesentliches zu leugnen. Es bedeutet, die Person zu leugnen. Es bedeutet, die Menschheit zu leugnen. Es bedeutet, die Menschwerdung selbst zu leugnen. Das Christentum ist nicht die Religion eines abstrakten Prinzips: Es ist die Religion eines Gottes, der Mensch geworden ist, eines Kindes, das wirklich gelächelt, geweint und geatmet hat. Ein Gott, der seine Göttlichkeit durch seinen Blick offenbarte.
In den silhouettenhaften Figuren von Brüssel verschwindet das Menschliche hinter einem Patchwork anonymer Quadrate. Man könnte sagen: ein absichtlich verfremdetes, verpixeltes Gesicht. Das ist nicht mehr das Gotteskind: Es ist ein „Nicht-Sein“. Das ist nicht mehr Maria: Es ist ein „neutrales Element“. Das ist nicht mehr Josef: Es ist eine Schaufensterpuppe.
Darin liegt etwas tief Glaubensfeindliches. Ja, man könnte sogar sagen: etwas, das an Okkultes grenzt. Eine menschliche Gestalt ohne Gesicht ruft im traditionellen Vorstellungsvermögen stets den Gedanken an die Abwesenheit der Seele hervor. Im universalen Symbolismus bedeutet das getilgte Gesicht Entpersönlichung – ja, Entmenschlichung.
Die Negation jeder Hierarchie
Ein weiteres auffälliges Element ist die Verneinung jeder Hierarchie.
Die christliche Krippe stellt seit Jahrhunderten eine natürliche und übernatürliche Ordnung dar: Im Mittelpunkt steht das Jesuskind; Maria und Josef umgeben es mit ihrer je eigenen Würde; dann folgen Hirten, Könige und Engel. Jeder hat seinen Platz, seine Rolle, sein unterscheidbares Zeichen. Es ist ein Mikrokosmos, in dem sich die gesamte Schöpfung um das fleischgewordene Wort ordnet.
In der Brüsseler Krippe ist all dies ausgelöscht. Maria und Josef sind austauschbare Silhouetten. Das Jesuskind scheint im Bettchen völlig aufgelöst, ohne ein einziges unterscheidbares Merkmal. Das Schaf hinter ihnen scheint ebenso wichtig wie die Eltern des Erlösers. Alles ist nivelliert. Alles ist gleichgemacht. Alles ist anonymisiert.
Dieser Wille, die natürliche Ordnung zu zerstören, erinnert an zeitgenössische Ideologien, die von einer Gesellschaft träumen ohne Vertikalität, ohne Rollen, ohne Vaterschaft, ohne Mutterschaft, ohne Unterscheidung von Geschlechtern, Aufgaben oder Funktionen. Der Wokismus will nicht erhöhen: Er will einebnen.
Diese Krippe spiegelt – bewusst oder unbewusst – genau das wider: eine Welt, in der keine Figur mehr identifizierbar ist, in der keine Exzellenz mehr möglich ist, in der nichts mehr unterscheidbar bleibt – eine Welt, in der Christus selbst in der Gleichförmigkeit aufgelöst wird.
Die Verneinung der Schönheit
Jeder Katholik mit einem Mindestmaß an ästhetischem Empfinden erkennt sofort die Negation der Schönheit. Die Farben sind blass, matt, bewusst disharmonisch. Die Stoffe scheinen gerade wegen ihrer völligen Abwesenheit von Noblesse ausgewählt worden zu sein. Die Szenerie ist nicht von franziskanischer Armut – die eine geistige Schönheit ist –, sondern von ästhetischer Armut, von Sinnleere. Es ist nicht Einfachheit: Es ist Hässlichkeit. Es ist nicht Schlichtheit: Es ist Leere. Es ist nicht Demut: Es ist Verneinung.
Diese absichtliche Hässlichkeit fügt sich vollkommen in die heutige ideologische Strömung ein, die versucht, christliche Traditionen zu entwurzeln und Symbole zu zerstören. Der Wokismus hat verstanden, dass christliche Schönheit für ihn subversiv ist; dass eine Marienstatue, ein gotischer Altaraufsatz oder eine traditionelle Krippe im Inneren der Seele ein Licht entzündet, das der Geist der Welt auslöschen möchte. Also ersetzt man Schönheit durch Neutralität, das Heilige durch Abstraktion, die Menschwerdung durch Geometrie.
Eine Krippe, die angeblich „Inklusion“ darstellen soll, wird paradoxerweise zur größten Exklusion: Sie schließt Gott aus. Sie schließt den Menschen aus. Sie schließt die Freude aus. Sie schließt sogar die Kindheit aus.
Eine „halal“-Krippe?
Der Islam leugnet die Göttlichkeit Jesu Christi, die er als eine Form von Götzendienst betrachtet. Allah mag allmächtig sein, aber Fleisch annehmen kann er nicht. Ein unüberwindbarer Abgrund trennt ihn von seinen Geschöpfen: Er ist unerreichbar, ohne Namen und ohne Gesicht. Als Mohammed Mekka einnahm, war sein erster Akt, die in der Kaaba verehrten Götzenbilder zu zerstören. Dieses Gebäude, nun völlig von Darstellungen geräumt, wurde zum heiligsten Ort des Islam.
Seit seinen Ursprüngen zeigt sich der Islam zutiefst ikonoklastisch. Er verbietet die Darstellung menschlicher Züge, erst recht jener der Propheten – darunter Isa, Jesus, den er als einen von ihnen ansieht –, aus Furcht, jede Abbildung könne zur Idolatrie führen. In der Hagia Sophia, einst eines der heiligsten Heiligtümer der Christenheit, wurden die letzten Mosaiken der Gottesmutter mit dem Kind auf Betreiben von Präsident Erdogan verhüllt, um jede „Idolatrie“ an einem wieder islamischen Ort zu vermeiden. Im Westen fördern Salafisten sogar den Verkauf von Puppen ohne Gesicht.
Die Brüsseler Krippe ist im Kern antichristlich. Gleichzeitig ist sie vollkommen islamkompatibel. Wie könnte man in diesen gesichtslosen Figuren auf der Grand-Place nicht einen impliziten Akt der Unterwerfung erkennen gegenüber islamistischen Netzwerken, die in der belgischen Hauptstadt besonders aktiv sind? Etwa ein Drittel der Einwohner Brüssels ist heute muslimisch, und der Islam könnte in weniger als einem Jahrzehnt zur Mehrheitsreligion der Stadt werden. Die radikalsten Strömungen sind dort tief verwurzelt, insbesondere in Molenbeek, nur wenige Schritte von der Grand-Place entfernt.
Der tragische Effekt auf die Kinder
Und hier liegt vielleicht der tragischste Punkt: die Wirkung auf die Kinder. Eine Krippe ohne Gesicht ist eine Krippe, die man nicht mehr lieben kann. Wie soll ein Kind Jesus erkennen, wenn Jesus keinen Blick mehr hat? Wie soll es die mütterliche Zärtlichkeit spüren, wenn die Jungfrau kein Gesicht hat? Wie soll es eine Beziehung zur Heiligen Familie aufbauen, wenn diese ihm als stumme Schaufensterfiguren gegenübersteht?
Das ist nicht mehr ein Weihnachten, das die Unschuld weckt: Es ist ein Weihnachten, das sie verstört. Es ist nicht mehr das Licht von Bethlehem: Es ist eine abstrakte Dämmerung. Es ist nicht mehr die Sanftheit der Geburt Christi: Es ist eine Kälte, die die Seele erstarren lässt.
In dieser Krippe liegt ein perverser Effekt: Ein Kind, das sie betrachtet, empfängt nicht mehr die Botschaft der Liebe, die die Heilige Familie ihm vermitteln muss. Es empfängt im Gegenteil eine Botschaft der Gleichgültigkeit, der Neutralität, der Auslöschung des Menschlichen.
Nein zu dieser Verunstaltung des Geheimnisses der Menschwerdung
Angesichts dessen ist es unsere Aufgabe – mutig und entschlossen – Nein zu sagen. Nein zu dieser Verunstaltung des Geheimnisses. Nein zu dieser Auflösung der Menschwerdung. Nein zu dieser Krippe, die keine mehr ist, sondern ein ideologisches Manifest. Unter dem Vorwand der Inklusion schließt sie Kindheit, Freude, Menschlichkeit und natürlich Gott aus.
Katholiken verlangen keine luxuriösen oder ausgefeilten Installationen. Sie verlangen lediglich, dass die Geburt Christi bleibt, was sie ist: die demütige und erhabene Verkündigung, dass ein Gott ein Gesicht angenommen hat, um die Menschen zu retten. Eine Krippe ohne Gesicht heißt: Weihnachten leugnen. Eine Krippe ohne Gesicht heißt: die Menschheit leugnen. Eine Krippe ohne Gesicht heißt: Gott leugnen.
Und wenn man uns sagt, wir übertrieben, erinnern wir uns: Der Dämon hat nie grobe Entweihungen gebraucht, um zu wirken; oft genügt ihm Gleichgültigkeit, Leere, Abwesenheit. Das Böse gedeiht in den subtilen Formen der Blasphemie.
Wir müssen daher die Schönheit verteidigen, den Glauben verteidigen, Weihnachten verteidigen – dieses Weihnachten, das unseren Kindern, unseren Familien, unseren Traditionen gehört und vor allem Dem, der uns sein Gesicht geschenkt hat: dem Jesuskind.
Die Rolle des Gesichts in der sakralen Kunst
In der christlichen Kunst, besonders im Mittelalter, nimmt das Gesicht einen zentralen und heiligen Platz ein. Es ist der Ort der Offenbarung, der Spiegel der Seele, der Berührungspunkt zwischen Mensch und Gott.
Die byzantinischen Ikonen streben seit den ersten Jahrhunderten nicht nach fotografischer Ähnlichkeit, sondern nach spiritueller Präsenz durch die Gesichtszüge. Die vergrößerten Augen, der frontale Blick, der stille Friede der ikonographischen Gesichter: all das drückt die Betrachtung der Ewigkeit aus.
Im abendländischen Mittelalter meißeln romanische und gotische Künstler die Gesichter mit besonderer Intensität. Die Jungfrau lächelt zärtlich, Christus blickt majestätisch, die Heiligen tragen das Licht der Gnade. Buntglasfenster, Fresken, Kapitelle, Miniaturen sind erfüllt von ausdrucksvollen Gesichtern, in denen Heiligkeit, Schmerz, Freude oder göttliche Sanftheit verkörpert sind.
Das Gesicht ist nie neutral. Es trägt immer eine Wahrheit. Der Blick des gekreuzigten Christus erschüttert; der Blick der Gottesmutter mit dem Kind tröstet; der Blick des Erzengels Michael schreckt die Dämonen zurück. Kinder des Mittelalters lernten beten, indem sie diese Gesichter betrachteten, die zu Fenstern zum Himmel wurden.
Die christliche Kunst hat daher niemals die Auslöschung des Gesichts geduldet. Das Gesicht ist vielmehr der heilige Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch. Entfernt man es, entfernt man nicht nur die Schönheit, sondern auch die Beziehung, die Liebe, die Kindschaft.
Die gesichtslose Krippe von Brüssel ist somit ein gewaltsamer Bruch mit dieser jahrtausendealten Tradition. Sie leugnet alles, was die christliche Kunst durch die Jahrhunderte hindurch vermitteln wollte. Und damit ist sie mehr als ein ästhetischer Skandal: Sie ist eine absichtliche geistige Amnesie, ein Versuch, den modernen Menschen vom heiligen Erbe seiner Vorfahren abzuschneiden.
Darum muss man sie anprangern. Nicht als isolierten Zwischenfall, sondern als Symptom. Und man muss ihr nicht Zorn entgegenstellen, sondern Treue. Treue zur Menschwerdung. Treue zum Antlitz Christi. Treue zur sakralen Größe der Geheimnisse, die die Kirche uns lehrt.
- Sources : www.causeur.fr/et-bruxelles-inventa-le-concept-de-creche-inclusive-319456?utm_source=Envoi+Newsletter&utm_campaign=8b76378eb8-Newsletter_4_fevrier_COPY_01&utm_medium=email&utm_term=0_6ea50029f3-8b76378eb8-58305662
- https://fr.aleteia.org/2025/11/28/a-bruxelles-la-nouvelle-creche-privee-de-visages-qui-ne-passe-pas/
- https://fr.aleteia.org/2025/12/01/a-bruxelles-la-creche-qui-contredit-la-centralite-du-visage-dans-la-foi-chretienne/
- https://www.bvoltaire.fr/au-marche-plaisirs-dhiver-de-bruxelles-une-creche-inclusive-sans-visages/
- Photos de M. C.