
Kurz nach seiner Wahl besuchte Papst Leo XIV. am 10. Mai 2025 die Basilika der Mutter vom Guten Rat, die den Augustinern anvertraut ist, um dort zu beten.
Im Heiligtum von Genazzano ist eine geheimnisvolle, lebendige und kraftvolle Gegenwart spürbar, die den Pilger anzieht, bewegt, fesselt und verwandelt. Hier erfährt man wirklich jeden Tag, was die zweitausendjährige Erfahrung der Kirche in einem kurzen, tiefen Ausdruck zusammenfasst: Zu Jesus gelangt man durch Maria – Ad Iesum per Mariam.
Und Maria, die Mutter des Sohnes Gottes, hat im Lauf der Jahrhunderte unzählige Orte wie Genazzano erwählt, um ihre Mittlerschaft auszuüben und Mutter all jener zu sein, die Kinder Gottes werden – die Mutter aller Gläubigen und jedes Menschen, der aufrichtig Gott sucht.
Wer könnte all die Marienheiligtümer zählen, große und kleine, die über die ganze Welt verstreut sind? Unter unzähligen Titeln wird die Jungfrau Maria verehrt – doch immer ist sie es, die angerufen wird, immer sie, die Helferin, die eine Mutter Gottes und unsere Mutter: Maria!
Warum ist sie so gegenwärtig im Leben der Gläubigen, und welche Rolle spielt sie im Heil der Menschen?
Im Buch Genesis lesen wir:
„Da sprach der Herr zu der Schlange: Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deiner Nachkommenschaft und ihrer Nachkommenschaft; sie wird dir den Kopf zertreten, und du wirst sie an der Ferse treffen.“
Im Plan Gottes gibt es seit jeher eine Frau, der eine überaus bedeutende und unersetzliche Rolle in der Verwirklichung des Heils der Menschheit und im Sieg über das Böse zukommt. Diese Frau, in der Genesis vorausgebildet, ist Maria, die Mutter Jesu!
In einem Gemälde des Malers Michelangelo Merisi, (Caravaggio), findet sich eine schöne Darstellung dieser Glaubenswahrheit: Maria hält das Jesuskind auf dem Arm, während vor ihnen die verfluchte Schlange am Boden kriecht. Die Jungfrau steht kurz davor, mit ihrem Fuß den Kopf der Schlange zu zertreten; doch es ist der kleine Fuß des Herrn Jesus, der auf dem Fuß Mariens ruht und ihr die Kraft gibt, den Feind unwiderstehlich zu besiegen (Madonna dei Palafrenieri, aufbewahrt in der Galleria Borghese in Rom).

Madonna dei Palafrenieri
Der Herr Jesus ist der Erlöser der Menschheit; sein heilbringender Tod befreit die ganze Schöpfung von der Macht des Bösen. „In keinem andern ist das Heil“, sagt der heilige Petrus entschieden (Apg 4,12). Doch man kann die wahre Menschwerdung des Sohnes Gottes nicht denken, ohne Maria von Nazareth, die mit ihrem „Ja“ zum göttlichen Heilsplan dem Wort Gottes ihr Fleisch gab, damit es Mensch werde. Maria ist seit Ewigkeit im Plan Gottes, im „Ratschluss“ Gottes!
Der Titel, unter dem Maria in unserem Heiligtum verehrt wird, entspringt einer tiefen und lebendigen Erfahrung des gläubigen Volkes und hat eine sehr bedeutende lehrmäßige Tiefe. Die Liturgie des Festes der Mutter des Guten Rates hilft uns, diesen Sinn zu verstehen. Unter den Schriftlesungen, die den Gläubigen zur Meditation angeboten werden, findet sich das Evangelium von der Hochzeit zu Kana (Joh 2).
Die Worte, die Maria dort zu den Dienern spricht, offenbaren uns die erste und unmittelbarste Bedeutung dieses marianischen Titels:
„Was er euch sagt, das tut!“
Diese Worte sind der Rat Mariens, nicht nur an jene Diener, sondern an alle Menschen, an alle, die in ihrem Leben der Barmherzigkeit Gottes begegnen möchten. Mutter des Guten Rates ist der Titel jener, die in dieser Mutter die beste Ratgeberin in den Entscheidungen und Prüfungen des Lebens erfahren haben.
Doch die Mutter Jesu ist Mutter des Guten Rates in einem noch tieferen Sinn: Der Plan, das Vorhaben, das Heilsdesign Gottes wird in der Heiligen Schrift – besonders beim Propheten Jesaja – mit eben jenem Ausdruck bezeichnet, der den marianischen Titel bildet: der Ratschluss Gottes.
Das Herz und der Schlüssel dieses „Ratschlusses Gottes“ ist der Herr Jesus selbst, der „Wunderbare Ratgeber“, der Sohn Gottes (vgl. erste Lesung des Festes).
Maria, Mutter des Guten Rates bedeutet also: Mutter des Herrn Jesus, der der gute Ratschluss, der gute Plan Gottes für uns ist!
Quelle: Basilica Santuario Madre del Buon Consiglio – Genazzano – Roma