Fra Daniele Natale, Kapuziner und geistlicher Sohn Pater Pios, war ein Mann, der sich mit ganzem Herzen in den Dienst Gottes und der Menschen stellte. Als er 5 Jahre alt war, begegnete er Pater Pio, der sein geistlicher Vater wurde und ihn durchs Leben begleitete. Zwischen beiden herrschte eine tiefe geistliche Verbundenheit – so sehr, dass Zeitgenossen sagten, sie seien wie „Zwillinge an Leib und Seele“.
Während des Zweiten Weltkriegs schenkte Fra Daniele seine Kraft den Verwundeten und den Armen. Gott stattete ihn mit besonderen Charismen aus: mit der Gabe der Bilokation, der Austreibung von Dämonen und der Fähigkeit, die Herzen der Menschen zu durchschauen. Doch die tiefste Prägung seines Lebens erhielt er durch eine außergewöhnliche Erfahrung mit dem Geheimnis von Tod und Ewigkeit.
Die Prüfung des Kreuzes: Krankheit und Tod
1952 erkrankte er schwer an Milzkrebs. Auf Rat Pater Pios ließ er sich in Rom operieren, obwohl die Ärzte ihm kaum noch Hoffnung machten. „Hab keine Angst, ich bin bei dir“, hatte der heilige Stigmatisierte ihm zugesichert. Nach der Operation fiel Fra Daniele aber ins Koma und starb nach drei Tagen. Jedoch wie immer war der Rat Pater Pios zuverlässig.
Seine Verwandten sammelten sich um seinen Leichnam, um gemeinsam zu beten. Nach drei Stunden zog Fra Daniele das Tuch das ihn bedeckte, von sich ab, stand auf und begann zu sprechen.
Was er erlebt hatte, sollte sein Leben und seine Mission prägen: Er trat vor Gott, und erfuhr Ihn nicht als unerbittlichen Buchhalter, sondern als liebenden Vater, der ihn durch alle Tage begleitet hatte. Doch um gereinigt zu werden, musste er drei Stunden im Fegefeuer verweilen. Dort litt er unaussprechlich, besonders an den Sinnen, die Gott beleidigt hatten. Nicht das Feuer war das schlimmste Leid, sondern die Qual der Trennung von Gott und das schmerzvolle Bewusstsein, Seine Gnaden im Leben nicht vollkommen genutzt zu haben.
Inmitten dieser Qual wandte er sich an die Gottesmutter. Maria erhörte sein Flehen, und an ihrer Seite erschien Pater Pio, der für seinen geistlichen Sohn eintrat. Auf ihre Fürsprache hin wurde ihm von Gott die Gnade geschenkt, ins irdische Leben zurückzukehren. Von da an wusste er: Sein Auftrag war es, die Menschen zur Umkehr zu führen und ihnen die Barmherzigkeit Gottes zu verkünden.
Gesandt, um die Liebe Gottes weiterzugeben
Seine Mission zeigte sich besonders eindrucksvoll im Auftrag, den Segen Pater Pios an den Diener Gottes, P. Dolindo Ruotolo, der im Sterben lag, zu überbringen. Von innerer Dringlichkeit bewegt, reiste er nach Neapel und eilte zu dessen Sterbebett. Dort, in einem schlichten Raum, fand er den schwer gezeichneten Priester. Fra Daniele legte ihm den Segen auf, betete mit ihm und erfüllte damit seine Sendung – kurz bevor P. Dolindo in das Haus des Vaters heimkehrte.
Vom Rosenkranz getragen
Besondere Zuneigung verband Fra Daniele mit der Muttergottes. Dennoch fiel ihm das Rosenkranzgebet nicht immer leicht: oft bedrückte ihn die Länge der Gebetsdauer, und Zweifel nagten an ihm. Da schenkte ihm Maria in einem Traum eine Antwort: „Bete den Rosenkranz, mein Sohn. Ich werde dir helfen. Wir werden ihn gemeinsam beten. Bitte mich um alles, was du brauchst – und ich werde es dir erbitten.“ Von da an fasste er neuen Mut und lebte aus dieser marianischen Nähe.
Fra Daniele Natale steht so als ein kraftvolles Zeugnis für die Wirklichkeit des Himmels, des Fegefeuers und der Fürsprache der Heiligen. Seine Erfahrung offenbart, dass Gott kein strenger Richter, sondern ein liebender und gerechter Vater ist, dass Maria den Menschen nicht verlässt, und dass Heilige wie Pater Pio ihre geistlichen Kinder auch über den Tod hinaus begleiten. Sein Leben erinnert daran, dass wir alle zur Heiligkeit berufen sind – und dass selbst die schwerste Prüfung zur Gnade werden kann, wenn sie uns näher zu Gott führt.