Man muß sterben, um zu werden! Die strenge Moral des Christentums, die Gebote der Selbstüberwindung, Enthaltsamkeit, Abtötung, Maßhaltung, des Fastens sind nicht freudenfeindlich, sowenig der Gärtner rosenfeindlich ist, der im Herbst und Frühjahr den Rosenstock scharf zurückschneidet.
Daß allein der Geist der Strenge und des Opfers das richtige Fundament für ein gesundes, glückliches, fröhliches Leben zu legen vermöge, hat sogar Goethe gefühlt und in den bekannten Versen ausgesprochen:
„Aber wenn du das nicht hast,
Dieses Stirb und Werde,
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.“
Ja, man muß sterben, um zu werden, muß die Selbstsucht abtöten, denn sie macht nicht reicher, sondern ärmer, – ärmer vor allem an Freude.
„Nichts schließt ein Leben so sehr ein und schließt Befriedigung und Freude so sehr aus als das sich selbst Bespiegelnde.“ Ja, wann wird man endlich so weise werden, daß man einsieht: Pflicht, Gebot, Gehorsam sind nicht Freinde und Hindernisse, sondern Hüter und Bürgen wahrer Freiheit, Bringer wahrer Freude?
Die hl. Theresia (geb. 1515), selbst von bezaubernder Munterkeit, ermahnte auch bei jeder Gelegenheit andere zu dieser sanften und gleichmäßigen Fröhlichkeit und empfahl ihnen, auf dem Wege des Gebetes mit Ruhe und Freudigkeit weiterzuschreiten. – Sie hatte eine innerliche Abneigung gegen alles, was sie den Weg der Furcht im Dienste des Herrn nannte. Im Karmeliterkloster St. Joseph zu Avila zeigt man noch eine kleine Flöte und eine kleine Trommel, auf welchen sie, ganz wie die Kinder, an Festtagen zu spielen pflegte.
Tagesheilige: Hl. Vinzenz von Paul +1660, Bekenner.
Stifter der Lazaristen (1625) und Barmherzigen Schwestern (1635), einer der größten Wohltäter der Menschheit. In seinem tiefen Glauben erkannte er nach den Worten des Evangeliums in allen Armen seinen Gott und Heiland, den armen Jesus. „Christus leidet in seinen Armen und Kranken“, sagte er. Er möge da unser Vorbild sein, damit auch wir werktätige Nächstenliebe üben. Und wie segensreich wirkt heute sein Geist noch in den vielen Vinzensvereinen, in denen all jene mitarbeiten sollten, denen es irgenswie möglich ist! „Vinzenz“ heißt Sieger – er hat die Welt durch seine Liebe bezwungen.
Nachfolge Christi, 1.B. 25.K.: „Es ist eine größere Anstrengung, den Leidenschaften und Lastern zu widerstehen, als im Schweiße des Angesichtes körperliche Arbeiten zu verrichten. Wer kleine Fehler nicht meidet, fällt nach und nach in größere!“
Sterben, um zu werden!