„Du leidest, das ist wahr“, sagte Pater Pio. „Hab keine Angst, denn Gott begleitet dich. (…) Du leidest, aber sei zuversichtlich, dass auch Jesus selbst in dir und für dich leidet.“
Seit seiner Kindheit schon wünschte Pater Pio sich mit dem Leiden Christi zu identifizieren; so sehr, dass er sich zu körperlichen Abtötungen gerufen fühlte—Praktiken, die zu seiner Zeit üblicher und viel akzeptierter waren als heute.
Als Giuseppa, seine Mutter, entdeckte, dass ihr Sohn sich regelmäßig mit einer Kette schlug, machte sie sich große Sorgen. Auf die Frage, warum er dies täte, sagte Francesco ihr, dass „er sich selbst schlagen müsse, so wie Christus geschlagen wurde.“
Pater Pio war sein ganzes Leben lang dazu berufen, nicht um des Leidens selbst willen zu leiden, sondern zu leiden, um im Leiden Christus näher zu kommen und um für die Menschheit zu leiden.
Für ihn galten die gleichen Worte die der heilige Paulus sagte: Nun freue ich mich in den Leiden für euch und ergänze die Drangsale Christi, die noch ausstehen, an meinem Leib für seinen Leib, das heißt die Kirche. (Kol 1,24).
Es ist klar, dass Christus unsere Hilfe nicht braucht, um Seelen zu retten. Sein Leiden allein brachte die Erlösung der Menschheit. Gott gewährt uns jedoch das Privileg, unsere Leiden an der Seite Christi am Kreuz darzubringen.
Pater Pio glaubte, dass unser Leiden in einer von der Sünde korrumpierten Welt Sinn und Wert hat. In seinen vielen Ekstasen bot er sich dem Herrn oft als „Opfer für die armen Sünder“ an.
Pater Pio nutzte jede Gelegenheit, um mit Christus zu leiden, besonders wenn er das Messopfer feierte.
In Anspielung auf seine Vorbereitungen auf die tägliche Messe sagte er: „Nur Jesus versteht, was ich erleide, wenn ich mich auf die schmerzhafte Szene auf dem Kalvarienberg vorbereite.“
Laut Pater Aurelio Laita, dem ehemaligen Generalvikar des Kapuzinerordens, machte Pater Pio „die Eucharistie nicht nur zum Mittelpunkt seines Lebens, sondern auch zum Moment seines täglichen Opfers, bewegt von dem Wunsch, am Leiden Christi für das Wohl der Menschheit teilzuhaben.”
Pater Pio wusste, dass das Kreuz Christi für unser Verständnis von Gottes Liebe und Vergebung zentral ist.
Wenn wir die Kreuze in unserem Leben annehmen, wachsen wir in der Liebe zu Jesus, da wir beginnen, das große Opfer zu verstehen, das Er für uns gebracht hat.
Dieses Verständnis gibt uns auch die Kraft, für Christus zu leiden.
Der Heilige riet: „Denke an das Opfer Jesu in der Agonie des Kreuzes für unser Wohl, und auch du wirst die Kraft finden, um aus Liebe zu Christus zu leiden.“
Pater Pio kannte diese Wahrheit zweifellos aus eigener Erfahrung, denn er fand die Kraft, die Leiden der sichtbaren Stigmata fünfzig Jahre lang zu ertragen, von 1918 bis zu seinem Tod im Jahr 1968.
Er begriff, dass wir die Erfahrung der Herrlichkeit der Auferstehung nicht ohne die Erfahrung des Kreuzes auf Golgatha machen können.
Am 16. September 1916 empfahl er in einem Brief an einen seiner geistlichen Söhne, dass die Seele inmitten von Prüfungen und Leiden über Jesus meditieren solle:
„Die Seele soll es sich zur Gewohnheit machen, über das Leben, Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus zu meditieren (…)
Es ist wahr, dass es in unserem Zustand nicht in unserer Macht steht, unsere Gedanken immer auf Gott zu richten, aber wir müssen unser Bestes tun, um uns so weit wie möglich in seiner Gegenwart zu halten. Das können und müssen wir tun, indem wir uns von Zeit zu Zeit die große Wahrheit ins Gedächtnis rufen, dass Gott uns sieht.
Mache dir keine Sorgen, wenn die Prüfungen zunehmen, denn es steht geschrieben, dass die Seelen, die Gott am nähesten sind, am meisten geprüft werden müssen.
Lasse dich von dem tröstlichen Gedanken ermutigen, dass der himmlische Vater dich für würdig erachtet hat, wie sein geliebter Sohn zu sein, und leide ergeben.
Hab also Mut! und gehe immer weiter (…) Du wirst den Lohn erhalten, der den starken Seelen vorbehalten ist.“
Bitten wir unsere Allerliebste Mutter, die Mutter Gottes, uns bei unseren Leiden beizustehen; mit der Hilfe ihrer Fürbitte sind die Opfer, die wir Gott schenken möchten, für Ihn noch schöner!