Dem Felsen im Meere, an dem die Wogen sich brechen, gleicht der Sanftmütige! Sanftmütig ist, wer sich aus Liebe zu Gott nicht aufregt, wenn ihm Unrecht geschieht, und nicht auf Rache sinnt. – Die Sanftmut ist etwas Göttliches, denn Gott selbst ist sanftmütig. Er erträgt lange die Beleidiger, die sündigen Menschen, und wartet auf ihre Bekehrung.
Nicht ohne Grund erschien der Heilige Geist in Gestalt einer Taube (Matth. 3, 16) und ließ sich Christus durch die Propheten als das Lamm Gottes verkünden (Jer. 11, 19).
Die Sanftmut Gottes können wir namentlich an dem am Kreuze hängenden Erlöser bewundern. – Der Sanftmütige ist daher dem lieben Gott sehr angenehm (Sir. 1, 35).
„Wenn ein Erzürnter auf einen Sanftmütigen stößt, so ist es ebenso, als ob man glühendes Eisen ins Wasser taucht.“ (Hl. Chrysostomus) Eine sanfte Antwort bricht den Zorn (Spr. 15, 1). Ein herrliches Beispiel der Sanftmut gab der hl. Klemens Hofbauer, als er in einem Gasthause in Warschau für die Waisenkinder Almosen sammelte und von einem Kartenspieler angespuckt wurde. Er wischte sich ab und sagte: „Mein Herr, das war für mich; jetzt geben Sie mir noch etwas für die Kinder.“ Das rührte jenen so, daß er ihm sein ganzes Geld gab.
„Wir sollen namentlich gegen unsere Hausgenossen sanftmütig sein. Diese Sanftmut fehlt vielen Personen, die außer dem Hause Engel zu sein scheinen und sich zu Hause wie wahre Teufel betragen. – Der menschliche Geist ist so beschaffen, daß er der Strenge widersteht, der Sanftmut aber sich in allem willig zeigt!“ (Hl. Franz von Sales)
Derselbe pflegte zu sagen: „Ich will lieber die Leute durch große Milde ins Fegefeuer bringen, als durch große Strenge in die Hölle!“
Und Jesus zu seinen Aposteln: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“ (Matth. 10, 16). Durch Sanftmut erlangen wir die wahre Zufriedenheit der Seele.
Christus sagt: „Lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen“ (Matth. 11, 29).
Durch Sanftmut verdienen wir uns die Seligkeit. Denn das Erdreich, das Christus den Sanftmütigen verspricht, ist der Himmel (Ps. 36, 11).
Tagesheilige: Hl. Gerold, Einsiedler, +987. Er war ein Herzog von Sachsen, reich an zeitlichen Gütern. Aber die Gnade des Herrn zog sein Herz hinweg von dieser Eitelkeit und gab ihm die Kraft, allem Irdischen zu entsagen und als frommer Einsiedler in stiller Einsamkeit Gott zu dienen.
Pflegen auch wir in der Hast und Unrast des modernen Lebens die Liebe zur Einsamkeit, um unsere Seele nicht ganz ans Materielle und Irdische zu verlieren.
Hl. Wilhelm Peregrinus, Einsiedler bei Windberg in Bayern, gest. um 1100.
Nachfolge Christi, 2.B. 11.K.: „Viele verehren Jesu Wunderwerke, aber wenige folgen der Schmach des Kreuzes!“
Sei sanftmütig! – Sei milde!