Sonnige Naturen. Alle gläubigen Christen sollen Sonnenkinder sein, sich freuen über jeden Sonnenstrahl, ob er vom
klaren Himmel des Glückes leuchte oder den Nebel des Werktagslebens einen Augenblick durchbreche oder durch das dunkle
Gewölk der Not breche. Wie viele Ursache, sich zu freuen, bringt ihnen jeder Tag! Sind sie gesund, so nehmen sie das nicht
stumpfsinnig hin, als ob es so sein müßte; sie freuen sich dieses Gutes und wissen wohl, was es wert ist. Kleine Störungen der
Gesundheit nehmen sie auch nicht gleich tragisch und lassen namentlich durch Nervenunarten sich das Gemüt nicht verstim-
men; sie brechen ihnen mit festem Willen, mit ruhiger Geduld die giftige Spitze ab.
Auch in wirklicher ernster Krankheit sind sie der Freude nicht bar; da sind es vor allem Glaube, Hoffnung und Liebe,
welche ihnen Gesellschaft leisten und geschäftig sind, auch in der Krankenstube noch ein Freudengärtchen anzulegen, dessen
Blumen besonders kräftig duften. Sie ärgern sich nicht beständig darüber, daß bei den Rosen immer auch Dornen sind; sie
freuen sich darüber, daß unter den Dornen auch Rosen zu finden sind; sie grämen sich nicht darüber, daß jeder Tag zwischen
zwei Nächten liegt, sondern sind dessen froh, daß jede Nacht zwischen zwei Tagen liegt. Sie bringen es durch Übung zu einer
wahren Virtuosität im Sichfreuen.
Sie werden Quellenkinder und Kunstgärtner der Freude. Ein schöner Baum, ein stilles Tal, die Hügel und Wälder in ihrer Nähe,
der Vogelsang, der Zug der Wolken, der Umgang mit einfachen, edlen Seelen bringt ihnen wahre und volle Freude, als anderen
weite Reisen, gewaltige Naturschauspiele, rauschende Gesellschaften und Vergnügungen.
Wieviel Freude ziehen sie erst täglich und stündlich aus ihrem Gebet, aus ihrem Glauben, aus der Guten Meinung! So wissen
sie allem eine gute, freundliche Seite abzugewinnen; keine Wolke ist so schwarz, daß sie für sie nicht einen Silberrand hätte.
(Bischof Keppler)
Tagesheilige: Hl. Gertrud, Jungfrau (1256 bis 1302). Sie hat mit Recht den Beinamen die „Große“ bekommen. Diese deutsche
heilige Zisterzienserin erglühte in heiliger Liebe zum göttlichen Herzen Jesu. Bei ihren Gebeten gedachte sie mit besonderer
Teilnahme der armen Seelen im Fegefeuer. Obwohl sie Oberin war, benahm sie sich so demütig, als ob sie die letzte Magd des
Klosters wäre.
Jesus zur hl. Gertrud: „Wenn du mich liebst, weide nur fünf meiner liebsten Schafe, d.h. dein Herz an heiligen und göttlichen
Betrachtungen, deinen Mund an erbaulichen Gesprächen, deine Augen an gottseligen Lesungen, deine Ohren an nützlichen
Ratschlägen und Ermahnungen, deine Hände an ununterbrochenen guten Werken!“
Nachfolge Christi, 3.B. 13.K.:
„Wer sich dem Gehorsam zu entziehen trachtet, der entzieht sich der Gnade!“
Sorge für einen Reservefonds bleibender Freuden!