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Liebe und Gefühl

Liebe setzt immer Erkenntnis voraus. Vom Erkennen geht sie aus und wird sie gleichsam ausgelöst. Deshalb gilt: Nur was man kennt, kann man lieben.

Wer versucht, das innere Geschehen der Liebe logisch zu durchleuchten, wird erkennen, dass die erste Instanz des Liebens stets der Verstand, die zweite aber der Wille ist.

Der Verstand ist das geistige Sehvermögen, der Wille das geistige Sehvermögen des Menschen. Aus einem innigen Zusammenspiel zwischen beiden geht die Liebe hervor, indem zunächst der Verstand gleichsam eine Meldung an den Willen macht und ihm ein wahrgenommenes Objekt als erstrebenswert präsentiert. Indem der Wille dieser Empfehlung folgt, beginnt er zu lieben.

Dementsprechend lautet die philosophische Definition: „Liebe ist das Streben nach einem erkannten Gut.“

Wer das verstanden hat, wird nicht mehr sagen, die Liebe sei Gefühl. Wohl kann sie von Gefühlen begleitet und mit ihnen verbunden sein, und häufig ist sie das auch. Vor allem dort, wo die Liebe zwischen Menschen neu erwacht, sind gewöhnlich die Gefühle sogar recht stark. Das Eigentliche der Liebe ist aber nicht ein Gefühl, sondern ein hellsichtiges Wollen.

Quelle: Logik der Liebe – Grundlegendes und Konkretes zu Ehe, Familie und Menschsein. – P. Martin Ramm FSSP –  Thalwil 2017 – Seiten: Teil 19 und Teil 20.

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