Alljährlich kommt der Heiland an dem hochheiligen Weihnachtsfeste zu euch, zwar nicht sichtbar in menschlicher Gestalt, aber doch geistigerweise, um in eure Herzen einzukehren um daselbst zu wohnen und euch mit der Fülle seiner Gnaden zu erfreuen. Aber wird Er dann bereitwilliger aufgenommen, als das jüdische Volk damals bei Seiner wirklichen Ankunft aufgenommen hat? Haben die Menschen an dem hl. Weihnachtsfest jene Herzensstimmung, die zu einer würdigen Feier dieses Festes und zu einer ehrenvollen Aufnahme des kommenden Erlösers erforderlich ist? Freuen sie sich an diesem Tage über die gnadenreiche Geburt des Herrn mit jener reinen und himmlischen Freude, wie sie damals die Herzen der frommen Hirten erfüllte? Haben sie ihre Herzen so eingerichtet, sie so mit Tugenden ausgeschmückt, dass Er, der Reinste und Heiligste den je die Erde getragen, sich würdigen kann, in dieselben einzukehren und daselbst Wohnung zu nehmen? Ach nur bei wenigen mag dies Alles wirklich der Fall sein. Gerade so wie damals gibt es auch jetzt Viele, die mit kaltem Herzen an der Feier der gnadenreichen Geburt ihres Erlösers vorübergehen, von diesem segensreichsten aller Ereignisse gar wenig gerührt werden, da sie mehr Sinn haben, für weltliche Lüste als für himmlische Freuden, auch jetzt gibt es Viele, die von Unglauben oder von weltlichem Sinne erfüllt, sich an Ihm ärgern, noch immer will die verdorbene Welt Ihn nicht erkennen und gar viele gibt es unter den Seinigen, die Ihn nicht aufnehmen. — O Christen, bewahrt euch vor diesem Verderbnis, das so Viele von Ihm, ihrem Erlöser, abwendig macht, dass an so Vielen die segensreichen Früchte Seiner Menschwerdung vereitelt; mögen sie vielmehr, wie die frommen Hirten zu Bethlehem, mit einem unschuldigen, kindlich reinen Herzen dem neugeborenen Heiland entgegen gehen, Ihn mit heiliger Freude anbeten, und Ihn voll inbrünstiger Liebe aufnehmen in ihren Herzen; und wie unschuldige Kinder sich bei der Krippe des neugeborenen Jesuskindes und um den Weihnachtsbaum erfreuen und in der Freude ihres Herzens Alles um sich  her vergessen, also sei auch für sie an dem Hochheiligen Weihnachtsfest die gnadenreiche Geburt Dessen, der alle Menschen erlöst und zu Kindern Gottes gemacht hat, die liebste Betrachtung ihres Geistes, die innigste Freude unseres Herzens. Und so sollen sie sprechen:

Ja, o Jesu, Du eingeborener Sohn Gottes, der Du aus Liebe für uns als Mensch geboren wurdest, wir wollen an dem hohen Feste Deiner gnadenreichen Geburt, wo Du geistigerweise zu uns kommst, Dir freudig entgegengehen und Dich aufnehmen in unsere Herzen, damit Du dort ruhen mögest. So würdige denn Du Dich, göttlicher Erlöser, einzukehren in unsere Herzen und daselbst Wohnung zu nehmen, heilige uns durch Deine Gegenwart, bleibe bei uns mit der Fülle Deiner Gnaden, damit wir stets in Dir bleiben, damit wir in Dir leben und Sterben, und einst ewig mit Dir uns erfreuen! Amen.